Erfurt
Augustinerkloster ist "Ort der Demokratiegeschichte"
Erfurt (epd) - Das Evangelische Augustinerkloster in Erfurt ist in die Liste der „Orte der Demokratiegeschichte“ aufgenommen worden. Mit der Auszeichnung solle die Bedeutung des Ortes nach außen deutlicher sichtbar werden, erklärte der Erfurter Historiker und Publizist Steffen Raßloff in der Thüringer Landeshauptstadt.
So sei das Kloster nicht nur Wirkungsstätte des Reformators Martin Luther (1483-1546) gewesen. In der breiten Öffentlichkeit weniger bekannt sei die Rolle des Ortes im deutschen Einigungsprozess im 19. Jahrhundert. So tagte in dem Kloster vor 173 Jahren das Erfurter Unionsparlament, das im März und April 1850 eine Verfassung für die deutschen Unionsstaaten unter der Führung Preußens ausarbeiten sollte.
Letztlich sei das Projekt zwar gescheitert. Trotzdem sei die Versammlung ein wichtiger Schritt auf dem Weg zur Parlamentarisierung des Landes gewesen, sagte der Historiker. Damals hätten sich mit Linken, Liberalen und Konservativen die wichtigsten politischen Strömungen formiert, die bis heute den deutschen Parlamentarismus prägen würden.
Im Herbst 1989 sei das Kloster zudem in Erfurt Zentrum der friedlichen Revolution in der DDR gewesen. So habe hier am 28. September 1989 der evangelische Pfarrer und spätere SPD-Bundestagsabgeordnete Edelbert Richter mehr als 1.000 Erfurter über die Ziele des „Demokratischen Aufbruchs“ informiert.
Ziel der Arbeitsgemeinschaft „Orte der Demokratiegeschichte“ ist es, die Wahrnehmung der deutschen Demokratie- und Freiheitsgeschichte bundesweit zu fördern. Bislang gehören deutschlandweit mehr als 100 Stationen dazu.
Autor:Katja Schmidtke |
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