Neugestaltung
Die Form folgt dem Glauben
Stotternheim: Der neu gestaltete Altarraum der Kirche St. Peter und Paul findet für die biblische Botschaft zeitgemäße Formen – aus Glas und Stahl.
Von Markus Wetterauer
Wenn die Gemeinde von St. Peter und Paul Abendmahl feiert, ist Jesus mitten unter ihnen. Das Kreuz nämlich spiegelt sich in der Altarplatte. »Das ist ein Geschenk«, freut sich der Maler und Grafiker Gert Weber. Er hat den Altarraum der Kirche St. Peter und Paul völlig neu gestaltet. Anfang Mai war Einweihung. »Es war ein langer Weg, den der Künstler mit uns gegangen ist«, erinnert sich Diethard Leder vom Gemeindekirchenrat an den ersten Entwurf für die neuen Fenster aus den 1990er-Jahren. »Ich finde es sehr gelungen – auch wenn das Material zum Streiten herausfordert«, spielt Leder auf Glas und Stahl an. Besonders der Corten-Stahl mit seiner rostigen Oberfläche ist für manche in der Gemeinde gewöhnungsbedürftig.
Bis vor Kurzem standen ein einfacher Ambo, ein Holzaltar und ein klassizistisches Taufbecken im Chorraum – und etwas abseits das Kreuz des Kanzelaltars, der schon in den 1950er-Jahren abgebaut worden war. »Das geht nicht, dass der Pfarrer in der Mitte steht und Jesus an der Seite«, sagt Pfarrer Jan Redeker. Außerdem »passte nichts zueinander – höchstens aus Gewohnheit«.
In drei Gemeindeversammlungen entschied sich eine klare Mehrheit für den Entwurf des Gräfenhainers Weber mit seinen stark reduzierten, klaren Formen. Webers zentrale Idee: »Das Christentum wurde mit Sprache verbreitet.« Deshalb finden sich Bibelworte auf den Glasplatten am Lesepult, dem Altartisch und dem Taufstein – in Griechisch, Latein, Deutsch, Polnisch, Italienisch oder Arabisch. Redeker freut sich, dass so der Pfingstgedanke deutlich wird.
Worte der Kirchen-Patrone Petrus und Paulus finden sich in den beiden Fenstern an der Seite. Durch das mittlere strahlt die Sonne und bringt den Raum zum Leuchten: die Auferstehungshoffnung von Ostern zeigt sich so gleich hinter dem Kruzifix.
Moderne Kunst in alten Räumen ist für Gert Weber wichtig: Es gehe darum, nicht nur zu konservieren und zu restaurieren, sondern auch »unseren Stempel aufdrücken«. Das sei schließlich auch früher immer wieder passiert. So stammte der alte Kanzelaltar auch nicht aus der Gründungszeit der Kirche und verschwand nach einhundert Jahren wieder.
Die Neugestaltung hat vom Entwurf bis zur Fertigung in der Glasmalerei Peters in Paderborn rund 60 000 Euro gekostet. »Wir haben Spenden gesammelt, alles selbst finanziert«, so Redeker. Wäre man auf anderweitige Zuschüsse angewiesen gewesen, hätte man nicht so frei entscheiden können.
Autor:Online-Redaktion |
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