Eine der aktivsten Kirchen
Prominentes Mitglied: Barack Obama gehörte einer UCC-Gemeinde in Chicago an
Von Konrad Ege
Bei Kundgebungen in den USA gegen Maßnahmen und Vorhaben des republikanischen Präsidenten Donald Trump stehen die Chancen gut, dass man früher oder später auf Mitglieder einer UCC-Gemeinde trifft. Die 1957 durch den Zusammenschluss evangelisch-reformierter und kongregationalistischer Kirchen gegründete United Church of Christ (UCC), die Vereinigte Kirche Christi, gilt als eine der politisch und bürgerrechtlich »aktivsten« Kirchen der USA.
Die Kirche habe den Auftrag, »Leben zu verändern – im individuellen Bereich, in Systemen und weltweit«, heißt es in einem kirchlichen Grundsatzpapier. »Wir verpflichten uns zur Arbeit für Gerechtigkeit.« Bereits 1972 hat eine UCC-Gemeinde einen sich offen zu seiner Homosexualität bekennenden Pastor geweiht. 2005 sprach sich die Kirche für gleichgeschlechtliche Ehen aus.
Die Landesbischöfin der Evangelischen Kirche in Mitteldeutschland (EKM), Ilse Junkermann, war zu Gast bei der UCC-Generalsynode in Baltimore im Bundesstaat Maryland (siehe unten: »Nachgefragt«). Die UCC ist seit 1980 Partnerkirche der Evangelischen Kirche der Union in Deutschland. Partnerkonferenz der EKM in der UCC ist die Central Atlantic Conference an der US-Ostküste im Raum Baltimore.
Auf der Tagesordnung stand ein Resolutionsentwurf, die UCC zu einer Willkommenskirche für Flüchtlinge und Migranten zu erklären. Ein weiterer Entwurf betonte das Engagement zur Bewahrung der Schöpfung. Noch nie hätten sich der Planet und das Klima so rapide verändert. Gläubige müssten »kühn und mutig« handeln, um die »größte moralische Herausforderung« der Weltgeschichte anzugehen.
Rückblick zur Generalsynode von Juni 2007, damals in Hartford in Connecticut: Ein Synodenredner sagte, Glaube sei für ihn eine »mächtige Motivationskraft«. Die Kirche sei auf dem »Weg, Werte ins politische Leben einzubringen«. Der Mann am Mikrofon hieß Barack Obama; er war ein junger Senator aus Illinois, der mehrere Monate zuvor angekündigt hatte, er kandidiere für das Amt des Präsidenten
der USA.
Obama war Mitglied der Dreifaltigkeits-UCC-Gemeinde in Chicago. Zuvor sei er bei der Glaubensfrage Skeptiker gewesen, doch diese Gemeinde und deren Pastor hätten ihn zu Jesus Christus geführt. »Als ich unter dem Kreuz kniete, hörte ich, wie mich der Geist Gottes ansprach. Ich habe mich seinem Willen ausgeliefert.« So hat Barack Obama seine Glaubensentscheidung beschrieben.
Protestantische Kirchen in den USA kämpfen seit Jahrzehnten mit sinkenden Mitgliedszahlen. 1960 hatte die UCC 8 184 Gemeinden und 2,2 Millionen Mitglieder. Im Jahr 2016 waren es nach Kirchenangaben 5 032 Gemeinden und 914 000 Mitglieder. Mitgliedsschwund betrifft liberal eingestellte Kirchen, aber auch konservative. So verliert der konservative Südliche Baptistenverband, die größte protestantische Kirche, seit zehn Jahren kontinuierlich Mitglieder.
Stark gewachsen hingegen ist nach Angaben des Public Religion Research Institute in Washington der Anteil der Menschen ohne religiöse Bindung – von 7 Prozent im Jahr 1974 auf 25 Prozent im Jahr 2016. 39 Prozent der 18- bis 29-Jährigen hätten keine religiösen Bindungen.
Autor:Adrienne Uebbing |
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