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Ehrung
Prediger für eine bessere Welt

Verdienstorden für Erfurter Altpropst Heino Falcke

Sein Weggefährte und Bischof Werner Krusche schrieb zu seinem 65. Geburtstag 1994 über ihn: »Heino Falcke wollte und will keine ausgetretenen Wege gehen oder auf sie zurückkehren, sondern neue erproben – ungewohnte, noch kaum begangene, weiterführende. Und das nicht, um sich interessant zu machen, sondern weil er ›Mit Gott Schritt halten‹ will – so der bezeichnende Titel seines vielleicht wichtigsten Buches.« Das habe für ihn bedeutet, dass die Kirchen in der DDR nicht auswandern sollten, »damit die Menschen in dieser Gesellschaft nicht ohne das befreiende Evangelium blieben«.
Die befreiende Botschaft des Evangeliums in einer Gesellschaft sagen, die Christen und Kirche alles andere als wohlgesinnt war: Dafür entschied sich Heino Falcke früh im Leben. 1951 wechselte er – gegen den Trend – in die DDR, in die Kirchenprovinz Sachsen. Pfarrer in Wegeleben bei Halberstadt, Rektor des Predigerseminars in Gnadau und von 1973 bis zu seinem Ruhestand 1994 Propst in Erfurt heißen die Stationen seines Berufslebens. Zentrale Orientierung in all seinem Handeln waren für ihn die Bibel, die Lehren von Dietrich Bonhoeffer und Karl Barth sowie die Barmer Theologische Erklärung. Die Frage, was es heißt, in der DDR Christ zu sein, trieb damals viele um – und forderte Antwort wie diese: Unter Leitung des provinzsächsischen Bischofs Johannes Jänicke und zusammen mit anderen arbeitete Falcke an einer »Handreichung zur Seelsorge an Wehrpflichtigen« mit (1965). Darin wurde erstmals die Verweigerung des Waffendienstes als das »deutlichere Zeichen« der Versöhnung bezeichnet. Eine Position, die nicht nur in der DDR umstritten war. In seinem Hauptreferat vor der Synode des DDR-Kirchenbundes 1972 in Dresden sprach Heino Falcke erstmals von einer »verbesserlichen Kirche«, aber auch von einem »verbesserlichen Sozialismus« mit mehr Informationsfreiheit und offenem Meinungsaustausch. Das brachte ihm Probleme mit der SED-Führung ein. Innerkirchliche Kritik bescherte ihm sein Eintreten für die Arbeit von Basisgruppen. Mit seinen Reden und Diskussionsbeiträgen bei Synoden, Kirchentagen oder Konferenzen prägte er das Bild von Kirche in Ostdeutschland maßgeblich. 17 Jahre gehörte Heino Falcke dem Ausschuss für Kirche und Gesellschaft des DDR-Kirchenbundes an. Er war maßgeblich an der Ökumenischen Versammlung für Gerechtigkeit, Frieden und Bewahrung der Schöpfung beteiligt. Nach 1989 ging er nicht in die Politik, sondern gestaltete den Übergang seiner Kirche in die neue Gesellschaft mit.
Bis heute treiben den gerade 89 Jahre gewordenen Heino Falcke Fragen nach Demokratie sowie nach einem friedlichen und gerechten Leben um. Er kritisiert die deutschen Waffenexporte ebenso wie die Wachstumsideologie. 1997 gehörte er zu den Erstunterzeichnern der »Erfurter Erklärung« für eine Erneuerung der Politik in Deutschland. »Er ist ein Mahner, der nicht müde wird, den ›verbesserlichen Kapitalismus‹ einzufordern, so wie er einst den ›verbesserlichen Sozialismus‹ zu gestalten aufrief«, würdigte ihn Thüringens Ministerpräsident Bodo Ramelow (Linke) bei der Verleihung des Bundesverdienstkreuzes am 9. Mai in Erfurt. »Dr. Falcke war der spiritus rector der Friedensbewegung.« Mit seiner Gradlinigkeit habe er mutlosen Menschen Hoffnung gegeben und sie darin bestärkt, gewaltfrei Kritik und Widerstand zu üben.

Autor:

Online-Redaktion

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