Frauensonntage: Von ziemlich neu bis seit Jahrzehnten Tradition
Die Gemeinschaft stärken
Von Angela Stoye
Als Carola Ritter im vorigen Jahr in der Kirchenzeitung die Nachricht über den ersten Frauensonntag in Anhalt las, suchte die Leiterin der Evangelischen Frauen in Mitteldeutschland (EFiM) den Kontakt in die Nachbarkirche. Ihr Ziel war es, die Gemeinschaft und die Zusammenarbeit mit den Frauen in Anhalt zu stärken. Herausgekommen ist eine gemeinsame Werkstatt »Frauensonntag«, zu der sich im April dieses Jahres in Bad Kösen rund 30 Teilnehmerinnen trafen. Mit dabei war der Frauenposaunenchor »Brass Feminale«, der sich zum Reformationsjubiläum 2017 gegründet hatte und beim Frauenfesttag in der Lutherstadt Wittenberg aufgetreten war. Die Bläserinnen kommen aus den Landeskirchen Sachsen und Mitteldeutschland sowie aus der Nordkirche.
Frauen setzen auch eigene Akzente
Die Frauen in Bad Kösen gehörten zu denen, die in ihren Gemeinden und Kirchenkreisen Frauengottesdienste vorbereiten und feiern wollen. »Unsere Kernaufgabe ist der Gottesdienst und damit gehen wir als Frauen in die Gemeinden hinein«, umreißt Carola Ritter das Vorhaben, in den Regionen Frauengottesdienste nach dem Vorbild des Weltgebetstages der Frauen stärker zu etablieren. Neu sind sie indessen nicht. »Zur Tradition des Thüringer Frauenwerkes gehörten die Frauensonntage, an die wir anknüpfen wollen«, so die Theologin. Gottesdienst, thematisches Arbeiten und Gemeinschaft bildeten die Schwerpunkte. »Aber anders als der Weltgebetstag immer am ersten Freitag im März sind Frauensonntage nicht an eine bestimmte Zeit gebunden«, so Carola Ritter.
Frauensonntage sind inzwischen in vielen Kirchen Tradition. Sie sind ein Ergebnis der ökumenischen Dekade »Kirchen in Solidarität mit den Frauen« (1988–1998). Eine Arbeitsgruppe der Evangelischen Frauen in Deutschland, die von Frauenarbeiten aus 15 Landeskirchen getragen wird, hat seit 2015 und damit zum fünften Mal eine Arbeitshilfe für einen Frauensonntag erarbeitet. In diesem Jahr lautet das Motto »Du bist schön« und ist dem Hohelied Salomos (Hld 1,15) entnommen. Dass trotz einer zentralen Arbeitshilfe eigene Akzente gesetzt werden, zeigt das Beispiel der Evangelischen Kirche Berlin-Brandenburg-schlesische Oberlausitz (EKBO). Dort gibt es seit 2001 den »Mirjamsonntag – auf dem Weg zu einer gerechten Gemeinschaft von Männern und Frauen in der Kirche«. Mit dieser Bezeichnung will die landeskirchliche Frauenarbeit deutlich machen, »dass das Thema geschlechtergerechte Gottesdienste alle angeht«. Andere Akzente setzen Frauen in Magdeburg, die seit vielen Jahren im August einen ökumenischen Frauengottesdienst zum Mechthild-Gedenktag feiern – in Erinnerung an die Begine und Mystikerin Mechthild von Magdeburg.
Der Landesausschuss für die Frauenarbeit in Anhalt lädt zum nächsten Frauensonntag – der allerdings ein Sonnabend ist – am 18. Mai in die Stadtkirche Oranienbaum ein. »Er wird nach dem Material der Evangelischen Frauen in Deutschland, aber mit eigenen Akzenten gestaltet«, sagt Anke Zimmermann, die amtierende Landesleiterin der anhaltischen Frauenarbeit. Vielleicht gebe es dann einen weiteren Grund zum Feiern, so die Gemeindepfarrerin. Sie hofft, dass die am 10. und 11. Mai tagende Synode Anhalts entscheidet, wie es mit der landeskirchlichen Frauenarbeit und der seit Jahren vakanten Stelle der Landesleiterin weitergeht.
Der Gottesdienst zum bundesweiten Frauensonntag steht unter dem Motto »Du bist schön« und wird am 5. Mai in der Christuskirche in Hamburg gefeiert (Übertragung im Deutschlandfunk ab 10.05 Uhr).
Autor:Online-Redaktion |
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