Vortrag und Publikumsgespräch mit dem Soziologen Prof. Dr. Tilman Reitz, Friedrich-Schiller-Universität Jena
Von der Wirtschaft über die Kultur bis zur Wahlurne - ein Spalt tut sich auf in der Gesellschaft. So zumindest der medial oft wiederholte Befund. Wir alle kennen und erleiden Symptome, die für diese Diagnose sprechen. Das fängt mit der Wort- und Gesprächsthemenwahl an. "Klimawandel", "Migration", "Vielfalt" sind für manche zu Reizwörtern geworden; für andere "Thüringen" oder "Sachsen", wenn sie an politische Zustände denken. Der Umgang damit lässt scheinbar nur erbitterte Bekenntnisdebatten oder angstvolles Totschweigen zu.
Vermeidungsstrategien helfen in der Familie oder im Freundeskreis mehr schlecht als recht, um Risse nicht zu Abgründen werden zu lassen. Auf der Ebene der Gesellschaft aber spielt sich ein Drama ab, dem sich niemand entziehen kann. Welche Vorstellungen und Hintergründe sind mit den Reizthemen verbunden? Warum gehen Menschen ihretwegen an die Decke und auf's Ganze? Gibt es einen roten Faden, der alle Streitpunkte verbindet? Ist es richtig, die vielen Bruchkanten als Entweder-Oder-Spaltung darzustellen? Und vor allem: Wie kommen wir aus unseren Gräben raus?
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Tilman Reitz erforscht, wie Wissen und Macht in unserer Gesellschaft organisiert und verhandelt werden. Dabei nimmt er verschiedene soziale Teilstrukturen in den Blick; vom Wirtschaftssystem über Bildung, Kunst und Kultur bis hin zu politischen Findungs- und Entscheidungsprozessen. 2015 veröffentlichte er seine grundlegende Studie "Das zerstreute Gemeinwesen. Politische Semantik im Zeitalter der Gesellschaft". Reitz ist u.a. Vorstandsmitglied des Sonderforschungsbereichs Strukturwandel des Eigentums in Jena und Erfurt.
Autor:EKM |
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