Kommentar
Gottesdienstverbote: Kommunikation gestört
Jetzt werden die ganz schweren Geschütze aufgefahren.
In einem Brandbrief heißt es: „Wie lange wollen wir uns das noch gefallen lassen, dass man uns verbietet, den Glauben zu leben?" Und anderswo, da rüttelt es bereits an den „Grundfesten des Glaubens und der Kirche.“
Das kann man übertrieben finden. Denn es geht ja lediglich darum, dass gerade keine Gottesdienste stattfinden können. Oder geht es doch um mehr?
Gottesdienstverbote sind keine Kinkerlitzchen. Das Recht auf öffentliche freie Religionsausübung ist gerade empfindlich eingeschränkt.
Besonders sensibel reagieren darauf nicht nur konservative, traditionelle, evangelikale oder besonders fromme Christen.
Nein, auch vielen, die die DDR erlebt haben, liegen die Verbote schwer im Magen. Nein, es ist ganz und gar nicht dasselbe! Aber es erinnert daran, wie Christentum und Kirche jahrzehntelang von den Regierenden beschnitten wurden.
Vielleicht ist es auch diese alte Ohnmachtserfahrung, die an der Basis da gerade hochkocht. Die Vehemenz, mit der sich Unmut und Wut äußern, hat womöglich nicht nur etwas mit dem Corona-Koller zu tun.
Vermisst wird von manchen auch eins: Eine klarere Positionierung von Kirchenleitung. Die Corona-Krise ist die Zeit der Exekutive - nicht nur im Staat. Von katholischer Seite sind hier sehr viel deutlichere Worte zu hören.
Ja, Kirche muss sich auch selbst behaupten! Wenn Baumärkte, Autohäuser und IKEA öffnen, dann muss das Grundrecht auf Religionsfreiheit in all seinen Implikationen eingefordert werden. Auch und gerade öffentlich.
Man kann nicht nur auf Verhandlungen setzen und auf ein gutes Einvernehmen vertrauen. Es gilt auch, seine Interessen öffentlich klar zu artikulieren.
Das ist lange, zu lange versäumt worden. Vor Ostern ist Peter Hahne in die Lücke des Schweigens gesprungen. OK, Peter Hahne, konnte man denken. Doch nun werden die Stimmen richtig schrill...
Lasst uns jetzt nicht überschnappen, aber bitte – endlich – öffentlich – Klartext reden!
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