Herrnhuter Brüdergemeine
Tagung zu Rechtsextremismus

Begegnungen in der Kirche der Brüdergemeine Neudietendorf. Bischof Friedrich Waas (Herrnhut), Frank Richter (Mitte), Lilian Stuger-Kembel (Brüdergemeine Nordholland), weitere Gemeindemitglieder | Foto: Andreas Herrmann
  • Begegnungen in der Kirche der Brüdergemeine Neudietendorf. Bischof Friedrich Waas (Herrnhut), Frank Richter (Mitte), Lilian Stuger-Kembel (Brüdergemeine Nordholland), weitere Gemeindemitglieder
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Neben dem Bürgerrechtler Frank Richter waren zur Tagung des Konziliaren Prozesses auch Mitglieder aus Holland gekommen.

Von Andreas Herrmann 

Rund 30 Christen der Herrnhuter Brüdergemeine, darunter zehn Teilnehmer aus den Niederlanden, haben sich  zur diesjährigen Tagung des Konziliaren Prozesses für Frieden, Gerechtigkeit und Bewahrung der Schöpfung in Neudietendorf getroffen.

Als Gastreferent trat dabei der Meißner Bürgerrechtler und Theologe Frank Richter auf mit einem Vortrag „Denn Sie wissen (nicht), was sie tun! Über Neonazis, Verführte und den Umgang mit ihnen“. Er hatte bis August 2024 dem Sächsischen Landtag angehört. „Man bleibt ja trotzdem ein politischer Mensch“, kommentierte Richter dabei Anfragen zu den Wahlergebnissen in Sachsen und der vom sächsischen SPD-Landesvorstand vorgenommenen Listenreihung, die zum Ausscheiden des renommierten Bürgerrechtlers aus dem Sächsischen Landtag geführt hatte.

In seinem Vortrag in Neudietendorf war Richter auf Grundlagen von Rechtsextremismus im Osten eingegangen. Der 8. Mai 1945, so Richter, werde historisch auch als Stunde Null bezeichnet, weil damals der Faschismus offiziell besiegt wurde. Das allerdings sei nicht ganz richtig, weil das Gedankengut weiter vorhanden war. Braune Subkultur habe sich auch im Osten Deutschlands unterschwellig weiterentwickelt. Nach der Wende sei man dort wieder in eine Verliererrolle geraten durch Aktionen der Treuhand oder Migration besonders aus muslimischen Kulturkreisen. Das erkläre bestimmte Entwicklungslinien auch sozialpsychologisch im Osten. Als exemplarisches Medienereignis nennt er die Kyffhäuser-Rede des Thüringer AfD-Chefs Björn Höcke aus dem Jahr 2018, in der dieser ankündigte, soziale Fragen nunmehr national zu beantworten. Außerdem äußerte Richter im Zusammenhang mit der Einschätzung von Rechtsradikalismus in Deutschland Kritik an der Darstellung der Pisa-Bildungsstudien als Qualitätsmerkmal für das deutsche Bildungssystem. Pisa generiere keine Humanität und sei ungeeignet, gesellschaftliche Kompetenzen in Richtung Empathie und Dialogfähigkeit zu entwickeln.

Mit Fragen des Rechtsradikalismus in Holland beschäftigte sich der Konziliare Prozess am zweiten Tag. Willem Wagenaar von der Anne-Frank-Stiftung in Amsterdam erklärte dabei in einem Film zwei Unterschiede beim Rassismus: Bedrohung von Bevölkerungsgruppen und Bedrohung der parlamentarischen Demokratie, die nicht gewalttätig sein muss. Er informierte auch darüber, dass die holländische Partei für die Freiheit (PVV) aktuell über eine Art Notstandsgesetzgebung genau Letzteres versuche. Vorgestellt wurden in Neudietendorf weiter konkrete Projekte zur praktischen Untersetzung des Konziliaren Prozesses wie „Omas gegen Rechts“, Plakate zur Nachhaltigkeit, Buntes Forum Burgstädt, Deutsch-Ausländischer Freundeskreis und das Niederländische Projekt.

Die nächste Tagung des Konziliaren Prozesses der Herrnhuter soll zum Thema "Wie geht Versöhnung in einer polarisierten Gesellschaft" stattfinden.

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