Kommentar
Wer ist schuld an Corona?
Halbstarke eben. Die machen so etwas. Sprühen an die Wand „… – Du bist die Pest!!!“ Sogar mir drei Ausrufezeichen, in der Nähe der Schule. Doch halt: Nur Jugendliche?
Als Covid-19 ausbrach wurden Menschen aus Asien schief angesehen. Donald Trump sprach vom China-Virus. Daraufhin gab China den USA die Schuld. Jetzt wird aus Afrika gemeldet: Weiße werden bedroht und für das Virus verantwortlich gemacht.
Die Motive dafür sind unterschiedlich. Aber das Muster ist gleich. Wenn etwa Schlimmes geschieht, so muss jemand schuld sein – jemand anderes. Kein Schulmädchen, kein Schuljunge soll „die Pest“, soll „Corona“ sein. Nein, es sind gerade ganze Länder, die den Sündenbock hergeben müssen.
Oder den Homosexuellen wird die Schuld zugeschoben, so wie bei AIDS in den 1980er Jahren. Gemeldet wurde: Der irakische Kleriker und Politiker Muktada al-Sadr und der ukrainische Patriarch Filaret meinen, die Einführung der gleichgeschlechtlichen Ehe habe zur Verbreitung des Virus geführt.
Verantwortlich gemacht werden aber auch die Fleischindustrie oder gar die chinesische Fledermaussuppe.
Leute, schaltet euren Kopf ein, so möchte man da rufen. Oder blickt mal auf diese Szene im Johannesevangelium: Als die Jünger einen blind geborenen Mann sehen, fragen sie Jesus: Wer ist daran schuld? Er selbst, oder seine Eltern? Jesus antwortet: Weder er noch sie.
Aber dann doch wenigstens wir alle?
Fußball-Bundestrainer Joachim Löw hat „das Gefühl, dass sich die Erde gegen die Menschen und ihr Tun wehrt“ und kommt auf „Macht, Gier, Profit“ und „Umweltkatastrophen“ zu sprechen.
Ein alter Bauer auf dem Wochenmarkt in Weimar sagt in traurigem Ton beim Kartoffelkauf Ähnliches: Wir haben uns in den letzten Jahren zu wenig um die Erde gekümmert. Jetzt wehrt sich die Natur mit dem Virus.
Ob man dem etwas abgewinnen kann oder nicht: Wir, das heißt zumindest nicht: die Anderen. Und wenn es die Erde ist, die sich da wehrt? Dann ist sie in der Hand ihres Schöpfers. Mit ihm machen wir Menschen gerade eine doppelte, alt-neue Erfahrung.
Im Schöpfungspsalm 104 heißt es: „Wenn du deine Hand auftust, so werden sie mit Gutem gesättigt. Verbirgst du dein Angesicht, so erschrecken sie.“ Beides erleben wir in diesen Tagen.
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