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Wort zur Woche
Gott ist ein schlechter Verlierer

Angela Fuhrmann, Pfarrerin in Gotha  | Foto: privat
  • Angela Fuhrmann, Pfarrerin in Gotha
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Der Menschensohn ist gekommen, zu suchen und selig zu machen, was verloren ist.
Lukas 19, Vers 10

Von Angela Fuhrmann

Seltsam, wieder sitzt sie hier in der Kirchenbank. Und alles fühlt sich einfach gut an, wie ein Zuhause: der Raum – wie eine Schutz-Burg, Geborgenheit pur. Die Gesichter, die Stimmen – inzwischen so vertraut, auch die Geschichten dazu. Die Stille, die nach Weite klingt, nach sowas wie Ewigkeit. Die Worte und Gesänge von fremder Schönheit und Klarheit. Auch wenn sie längst nicht alles versteht – dieses Kyrie ist schon echt weltfremd, aber zugleich auch überirdisch schön!

Manchmal kommen ihr die Tränen hier. Ein Lied hat sie an „Morning has broken“ erinnert. Und dann musste sie wieder an Steffen denken. Wie gern sie dazu getanzt haben … Wie schön es mit ihm war, wie selbstverständlich sie diese Beziehung fand, wie sicher sie sich war! Nie hätte sie gedacht, dass er nach so vielen Jahren …
Aber so ist es nun mal. Nie hätte sie gedacht, dass sie mal wieder in eine Kirche geht. Sie muss beinahe lachen bei diesem Gedanken. Ja, Gott sei Dank, sie kann wieder lachen. Und vielleicht hat das auch was mit Glauben zu tun? Jedenfalls ist für sie hier beides möglich: Lachen und Weinen. Und manchmal treffen Worte mitten ins Herz, heilsam und so hilfreich. Als ob sie extra für sie ausgesucht wären, wer weiß. Früher rauschte das alles an ihr vorbei, Bibel und Predigt und Beten, ohne Nachhall.

Jetzt ist es völlig anders. Es würde ihr so viel fehlen, wenn sie diesen Ort nicht hätte, diese Auszeit. Manchmal überlegt sie sogar, wieder in die Kirche einzutreten. An diesem Sonntag muss sie schmunzeln: Wer bin ich nun eigentlich? Der verlorene Groschen? Das verlorene Schaf? Oder die verlorene Tochter?

Doch dann erwischt es sie. Und wieder kommen die Tränen, aber diesmal eher vor Erleichterung, als sie das hört: Gott ist ein schlechter Verlierer. Und Gott ist gut im Suchen und Finden. Der Menschensohn ist gekommen, zu suchen und selig zu machen, was verloren ist.

Autor:

Katja Schmidtke

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