Nächstenliebe und Corona
Wir wollten Nächstenliebe und bekamen Streit
Wir wollten Nächstenliebe durchs Impfen, aber nun hat der Bundesgesundheitsminister gesagt, was Impfen nicht ist. Es ist nicht Fremdschutz und also keine Nächstenliebe und kaum Selbstschutz also auch keine indirekte Nächstenliebe. Zweimal geimpft ist wie ungeimpft und dreimal geimpft, das müssen wir lernen, sagt er, hilft auch nicht zur Eindämmung der Pandemie. Vielleicht, vielleicht hilft die vierte Impfung vor der nächsten Welle. Aber sicher sein könne sich da auch niemand. Bleiben die Fragen: Was hilft und was könnte Nächstenliebe sein, die wir als Christenmenschen praktizieren? Es hilft allein, so Herr Lauterbach, die Kontaktbeschränkung für alle, um Infektionsketten zu unterbrechen. Und was ist in dieser Situation Nächstenliebe?
Als Landpfarrer mache ich die Erfahrung, dass viele Gemeindeglieder in unseren Gemeinden das sehr gut erspüren. Nächstenliebe bedeutet, die Not meines Nächsten, unabhängig von seinem Impfstatus zu erspüren und unabhängig von der Meinung anderer darauf zu reagieren. Ich lerne, dass in der Vielfalt menschlicher Reaktionsmöglichkeiten auf die Beschwernisse der Zeit ein Schatz liegt, der in der Gottesebenbildlichkeit jedes(!) Menschen begründet ist. Ich begreife, dass auch hier gilt, das Gesetz ist für den Menschen da und nicht der Mensch für das Gesetz. Deswegen heißt für mich das Gebot der Stunde für unsere Kirche, innezuhalten und nach Gemeinschaftsformen zu suchen, die unseren unterschiedlichen Erfahrungen mit dem Virus entsprechen. Nächstenliebe so zu praktizieren, dass der Nächste wirklich im Blick ist. Meine Verantwortung auch für die Unversehrtheit des Nächsten zu leben und aus dem gemeinsamen Erfahrungsschatz gemeinsam zu lernen.
Autor:Frieder Aechtner |
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