Der Domschatz bei Nacht
Halberstadt: Fest zum zehnjährigen Jubiläum des neu gestalteten Museums
Von Uwe Kraus
Der neu gestaltete Halberstädter Domschatz feiert im April sein zehnjähriges Jubiläum. Die aus diesem Anlass geplante Ausstellung »Wer zum Teufel ist Luther« muss wegen fehlender Landesförderung jedoch ausfallen. Die bereits gedruckten Einladungskarten können nur noch eingestampft werden.
Dass trotzdem zu einer »Nacht im Domschatz« am 13. April in die Kathedrale eingeladen werden kann, ermöglicht eine großzügige Spende des Osteoporose-Spezialisten Prof. Dr. Helmut Minne, ist von Claudia Wyludda zu erfahren. Die Mitarbeiterin der Domschatzverwaltung erinnert daran, dass dann auf den Tag genau vor zehn Jahren die neue Präsentation des Domschatzes im Beisein von Bundespräsident Horst Köhler feierlich eröffnet wurde. Knapp sechs Monate danach konnte man bereits die 100 000. Besucherin begrüßen.
Claudia Wyludda resümiert, dass seitdem etwa 460 000 zahlende Besucher allein den Halberstädter Domschatz besichtigten, während eine Million Gäste das Gotteshaus insgesamt besucht haben. Mehr als 13 000 Gruppen seien geführt und zwölf Sonderausstellungen eröffnet worden. »Deshalb ist es nun Zeit für ein Fest.«
Den sechsstündigen Domschatzmarathon startet um 17 Uhr Kunsthistorikerin Patricia Strohmaier mit ihrem Festvortrag »Spiegel einer langen Geschichte – Der Halberstädter Domschatz«. Zum Festgottesdienst mit Superintendentin Angelika Zädow hat sich CDU-Ministerpräsident Reiner Haseloff ebenso angesagt wie Christian Philipsen, Generaldirektor der Kulturstiftung Sachsen-Anhalt, und der Linke-Oberbürgermeister Andreas Henke. Zum zarten Glockenklang des Adämchens, der mittelalterlichen Glocke im Dachreiter des Domes, fliegen danach zweihundert »Himmelsboten« in das abendliche Blau. Versehen mit Postkarten künden die Heliumballons in nah und fern vom Halberstädter Domschatz und werden zum Glücksbringer für den entferntesten Rücksender der Karte.
Beim Geläut aller Domglocken öffnen sich dann um 20 Uhr kostenfrei die Pforten des Domschatzes. Hier kann jeder seinen eigenen Weg durch den einzigartigen Schatz gehen und bei Kunst und Genuss verweilen. Im hinteren Saal, bei den ältesten Gewändern aus dem 12. Jahrhundert, wird eine Kostbarkeit ausgestellt, die sonst im Dunkel des Depots bewahrt wird: Die Kulturstiftung Sachsen-Anhalt präsentiert hier eine Dalmatika, ein Gewand, das in Halberstadt noch nie öffentlich zu sehen war. »Aber in Minnesota, wo sie 2017 zu den Ausstellungsstücken der Luther-Schau zählte«, erläutert Historikerin Dr. Katrin Tille von der Kulturstiftung.
Der Intendant des Nordharzer Städtebundtheaters, Johannes Rieger, kündigt an, dass Ballettmeister Can Arslan sich von den Bildteppichen des Domes zu einem Ballett inspirieren lässt und erstmals mit seiner Compagnie im Kapitelsaal des Domschatzes zwischen mittelalterlichen Altarbildern tanzen wird. Hinzu kommt eine Serenade des Posaunenchors Halberstadt, Gemeindepädagoge Christian Lontzek betätigt seinem Dudelsack und der Komponist Thomas König führt sein Werk »Paramenta magnifica« im Teppichsaal auf.
Superintendentin Angelika Zädow tritt gleich dem Vorurteil entgegen, das Jubiläum sei nur etwas für ältere Semester. »Schüler des Martineums zählen zum Domschatzteam. Die Kids aus den 6. Klassen sind an einer Papierwand im Ostflügel zu treffen, wo jeder den Satz ›Mein Schatz ist …‹ vollenden kann«, verrät Claudia Wyludda.
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