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Schätze und Stollen

Blick in den Kapitelsaal mit Altären und Triptychen des Halberstätder Domschatzes. Im vergangenen Jahr haben 70 000 Menschen den Dom und den Domschatz besucht. | Foto: Domschatzverwaltung/Elmar Egner
  • Blick in den Kapitelsaal mit Altären und Triptychen des Halberstätder Domschatzes. Im vergangenen Jahr haben 70 000 Menschen den Dom und den Domschatz besucht.
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Halberstadt: Weniger Besucher und eine geplatzte Ausstellung bereiten Sorgen

Von Uwe Kraus

Der Halberstädter Domschatz hat Ärger mit der Statistik. Wieviele Besucher kamen 2016 ins berühmte Gotteshaus? 70 000 besuchten Dom und Domschatz. Das lasse sich nicht wie anderswo trennen. »Viele Besucher belassen es bei der kleinen und kostenlosen Schatzschau im Dom, nur der Rest wird an der Kasse des Domschatzes erfasst«, weiß Claudia Wyludda von der Verwaltung der kirchlichen Schätze in Halberstadt und Quedlinburg.
Beide Harzstädte verzeichnen Rückgänge bei den Besucherzahlen. Geschuldet ist das dem Fakt, dass weniger Reisegruppen kommen. »Das fangen die zunehmenden Einzelbesucher nicht ab.« Jedoch registriert Claudia Wyludda Zulauf bei Führungen, die sich am Kirchenjahr und an speziellen Themen orientierten.
»Uns erreichen verstärkt Wünsche nach kurzen Führungen. Das finden wir als Domschatzenthusiasten nicht schön, machen aber über ein Baukastensystem der Rundgänge das Beste draus«, erklärt Wyludda. Die Kirchenführer setzen auf den Mut zur Lücke. »Selbstbewusstes Weglassen«, nennt es Superintendentin Angelika Zädow.
Auch wenn es darum geht, die Schätze ins Gespräch zu bringen, sollte man erstmal nichts ausschließen, findet die Superintendentin. Es müsse den geistlichen Rahmen nicht sprengen, »aber oft agieren wir noch zu vorsichtig«. Derzeit ist der Domschatz weniger wegen seiner Bedeutung in den Schlagzeilen als vielmehr durch die dort eingelagerten Domstollen. Doch die Kooperation mit den Halberstädter Bäckern trägt den Namen des Schatzes in die Welt und spült Geld in die leeren Kassen.
Im kommenden Jahr feiert Halberstadt mit einem Festgottesdienst den 10. Jahrestag der Neupräsentation des Domschatzes. Es schmerzt, dass die bereits für die Lutherdekade geplante aufsehenerregende Ausstellung »Who the f*** is Luther« nicht gefördert worden war und nun ausfällt. »Eine vergebene Chance«, findet Angelika Zädow. Schließlich hat Halberstadt etwas weltweit Einmaliges zu bieten: Von 1591 bis 1810 gab es ein gemischtkonfessionelles Domkapitel. »Da wurde in Halberstadt einfach 70 Jahre Luther ausgesessen. Da hat man Kompromisse gesucht, Ökumene gelebt, welch Fortschritt!«, begeistert sich auch Claudia Wyludda. »Die haben damals gemeinsam Gottesdienst gefeiert und damit ihren Fortbestand gesichert. Ist das nicht heute ein ganz interessanter Ansatz?«
Superintendentin Zädow hebt die Leidenschaft hervor, mit der die Mitarbeiter für den Domschatz brennen. »Was wäre unsere Kirchenkunst ohne die lebenden Schätze?!« Doch sie findet auch deutliche Worte für das, was behindert, Engagement schmälert und verbesserungswürdig ist. »Wir brauchen als Kirche dauerhaft neue Ideen und müssen alle Kanäle, wie es heute heißt, aktiv nutzen.« So schreibe eine Mitarbeiterin einen Blog, habe man 600 Abonnenten bei Facebook und zu manchen Texten bis zu 6 000 Zugriffe.
In Halberstadt läuft gerade mit vielen Partnern die Initiative »Schatzjahre« an. Zädow sagt klar: »Wie die Stadt wirkt, dass ist mehr als ausbaufähig. Damit meine ich das Gesamtpaket von Gastronomie, Busparkplätzen bis zu Klos. Kurz: Wollen wir Touristen hier haben und den Leuten was bieten oder lassen wir das?«
Claudia Wyludda schaut weiter bis hin zum Marketing des Landes Sachsen-Anhalt. »Es ist völlig unklar, warum das Land nicht mehr wie vor einigen Jahren mit dem Pfund der Domschätze wuchert. Allein können wir es nicht vernünftig stemmen, ob in Merseburg, Naumburg oder hier. Das macht schon unser Mini-Budget für die Öffentlichkeitsarbeit nicht mit.«

Autor:

Kirchenzeitungsredaktion EKM Nord

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