Stiftung Neinstedt
Diakon zeitlebens
Abschied: Hans Jaekel, Jahrgang 1960 gibt am 2. Juni sein Amt als Pädagogisch-Diakonischer Vorstand ab. Er sagt, er brauche im Ruhestand keine Weltreise, um glücklich zu sein, will aber seine Kontakte in den Süden weiter pflegen.
„Ich fühle mich nicht alt, trotzdem bin ich an dem Punkt angekommen, an dem ich mich um meine Rente kümmern muss“, sagt Hans Jaekel. Der Pädagogisch-Diakonische Vorstand in der Stiftung Neinstedt wird am 2. Juni 2024 sein Amt an Diakon Ronny Rösler übergeben, bis zu seinem Renteneintritt nach 45 Jahren und ein paar Monaten der Stiftung aber in beratender Funktion erhalten bleiben. Ihn freut, dass wieder ein „Eigengewächs“ wie er diese Aufgabe übernimmt, hat sein Nachfolger doch auch eine Neinstedt-Biografie. Der aus einem Thüringer Pfarrhaus stammende Jaekel ging nach einer Gärtner-Lehre 1979 einst selbst nach Neinstedt, um Diakon zu werden. Es war ein Neinstedter Diakon, der ihm riet, dorthin zu gehen. „Ich bewundere ihn, weil er meine Fähigkeiten als 17-Jähriger so abschätzen konnte und darauf hingewirkt hat, dass ich mich einfach auf den Weg mache.“
Er wurde als Hilfsdiakon angestellt, absolvierte die Ausbildung in der Diakonischen Gemeinschaft der Brüder und Schwestern des Lindenhofes Neinstedt. 2001 fragten ihn die „Neinstedter“ dann, ob er sich der Wahl zum Ältesten stelle. Zwölf Jahre wirkte er in diesem Amt. Da hatte er bereits seit 1983 in der Jugendarbeit Erfahrung gesammelt, war bis 1991 Kreisjugendwart in Quedlinburg, arbeitete als Jugendbildungsreferent an der Evangelischen Akademie und im Amt für Kinder- und Jugendarbeit der Kirche der Kirchenprovinz Sachsen als Referent für gemeindebezogene Jugendarbeit.
„Der Umgang mit jungen Menschen hält bestimmt auch jung“, sinniert Jaekel. Er verstand sich immer als jemand, der hilft, neue Chancen zu sehen und auf auch schwierigen Wegen Begleiter ist. „Mir sind die lieb, die sich etwas trauen und zutrauen, statt zögerlich die Anderen machen zu lassen. Ich kann ihnen nicht jeden Pfad ebnen, aber ihnen zur Seite stehen. Es ist ein großes Gut, dass wir in der Stiftung Leute nicht nur ausbilden, sondern sie in ihrer Entwicklung unterstützen – so wie meinen Nachfolger.“ Er genieße es, wenn sich die neue Generation einbringt. „Ich habe Freude am Entstehenden, scheue mich aber auch nicht zu intervenieren“, fügt der Mann vom Jahrgang 1960 an.
Am 2. Juni tritt er aus seinem Amt aus, ab Montag, dem 3., ist er nur Gesprächspartner. „Ich bleibe zeitlebens Diakon, folge meiner christlichen Berufung, aber als Vorstand der Stiftung diene ich als Führungskraft auf Zeit. Ich halte nichts von Doppelkonstellationen. Ich trat in eine 170jährige Traditionslinie getreten, habe meinen Auftrag erfüllt: die Stiftung weiter zu entwickeln und nun für die Zukunft in gute Hände zu geben.
Wie es in einem Jahr weitergehe? Hans Jaekel braucht im Ruhestand keine Weltreise, um glücklich zu sein, will aber seine Kontakte in den Süden weiter pflegen. „Wir sind alle Teil der globalen Welt geworden, ein Teil meiner Familie lebt in Südamerika. Ich habe bei Jugendreisen ein Israel-Begegnungsprogramm aufgebaut und hier in Neinstedt 20 Jahre Tansania-Arbeit geleistet. Darauf möchte ich weiter blicken.“ Mit seiner Frau will er, solange die Gesundheit mitspielt, mit wachem Blick durch die nahe und ferne Welt gehen. „Da halte ich es für zweitrangig, ob ich in Erfurt, Quedlinburg oder in Tandala in Tansania auf dem Marktplatz sitze und schaue, was sich dort abspielt.“
Ob ihm irgendetwas nicht fehlen wird? Jaekel antwortet sofort. „Diese elende Verbürokratisierung. Die wächst täglich und behindert unsere Gesellschaft und verhindert dazu, dass gute Fachleute Verantwortung übernehmen wollen.“ Uwe Kraus
Autor:Online-Redaktion |
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