Am 11. März, so die Planung, werden auf der einsamen Waldlichtung vor der Stabkirche bei Stiege im Oberharz die Baufahrzeuge anrücken. Zunächst wird die Spitze mit der Glocke von einem Kran abgehoben. Die kürzeren der rund 600 Holzbohlen werden nummeriert und nach und nach abgefahren, die langen Bohlen von der Harzer Schmalspurbahn transportiert. Bis Ende August soll die schlichte Holzkapelle mit ihren 150 Sitzplätzen unweit des Bahnhofs wieder aufgebaut werden, als Ort für Trauungen und als kulturelle Begegnungsstätte.
Die Menschen in Stiege sehnen diesen Tag herbei – auch Pfarrer Karsten Höpting. Der Einsatz für die Kirche verbinde die Menschen, sagt er. In einer strukturschwachen Gegend, in der sich viele abgehängt fühlten, sei das enorm viel wert. Durch das Projekt fänden die Menschen zusammen. Sie spürten, dass sie Widerstände überwinden könnten: "Das durchbricht Resignation." Und was sagt er dazu, dass viele der engagierten Bürger keine Kirchenmitglieder sind? Höpting zuckt mit den Schultern. "Hier findet Begegnung statt. Energie wird in etwas Konstruktives umgeleitet. Dafür steht Kirche doch."
Der Umzug der vor rund 120 Jahren im skandinavischen Stil auf dem Gelände der ehemaligen Lungenheilanstalt "Albrechtshaus" bei Stiege erbauten Kirche ist seit langem geplant. Seit Jahren fristet sie ein trauriges Dasein und trägt deutliche Zeichen von Verfall und mutwilligen Beschädigungen. 145 Bürger engagieren sich seit Jahren für den Erhalt des außergewöhnlichen sakralen Baus. Sie haben 2014 den Verein "Stabkirche Stiege" gegründet, der sich ein großes Ziel gesetzt hat: Die Kirche soll fachmännisch abgebaut, restauriert und sieben Kilometer weiter im Zentrum des Örtchens Stiege wieder aufgebaut werden. Eine spektakuläre Aktion – der Umzug ganzer Kirchen ist ein sehr seltenes Ereignis in Deutschland. (epd/red)
Autor:Online-Redaktion |
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