Der magische Moment, in dem sich alles verbindet
Musikworkshop: Wie Jugendliche die evangelische Schule Haldensleben in eine Musik-Akademie und Bühne verwandeln
Von Thorsten Keßler
Samstagabend: Der Lichthof der Evangelischen Sekundarschule in Haldensleben ist mit rund 250 Besuchern proppenvoll. Die in blaugraues Scheinwerferlicht getauchte Bühne nimmt fast ein Drittel des Raumes ein. Robert Neumann, Kreisjugendreferent im Kirchenkreis Haldensleben-Wolmirstedt, begrüßt die Gäste: »Das ist der magische Moment, in dem sich alles verbindet!« Dafür hatten 60 Jugendliche zwischen 13 und 16 Jahren geprobt und gearbeitet. In Workshops für Gitarre, Schlagzeug, Piano und Gesang, aber auch für Bühnentechnik, Foto- und Video-Produktion oder beim DJ-Workshop.
Der Bandgottesdienst ist Abschluss und Höhepunkt des Musik- und Medienworkshops, den Neumann mit einem Team von 20 Mitarbeitern zum siebten Mal in den Herbstferien organisiert hatte. »Eine Herzensangelegenheit und das größte Jugendprojekt innerhalb des Kirchenkreises«, erzählt der 40-Jährige.
Wenige Tage zuvor war von Magie noch wenig zu spüren. Bühne aufbauen, Instrumente erlernen. Der Musik- und Medienworkshop funktionierte die Klassenräume der Sekundarschule zu Übungsräumen um.
Für das Schlagzeug ist Jonas Pötke verantwortlich. »Bass-Drum, Snare-Drum, Hi-Hat, Tom-Tom.« Der 19-Jährige erklärt die Trommeln und Becken, dann geht es in die Praxis. »Wir fangen mit dem Grundbeat an. Ich spiel ihn vor.« Pötke schlägt die hölzernen Drumsticks aneinander. Es wird laut im Klassenzimmer. Einige der Jugendlichen kommen hier zum ersten Mal mit Instrumenten in Kontakt. Was daraus werden kann, sieht man am Beispiel von Jonas Pötke und Moritz Wippermüller. Beide gehören zu »Under Skin«, einer Band mit Wurzeln in den evangelischen Bandworkshops. Nun sind beide erstmals Referenten.
Während im ersten Stock geprobt wird, ackert im Lichthof der Technik- und Bühnenbau-Workshop unter Leitung von Joseph Noetzel. Das Team hängt Scheinwerfer an die Aluminium-Traversen, verkabelt Lautsprecher, platziert die Flat-Screens und verkleidet die Bühne mit schwarzem Molton. »Eine Materialschlacht«, sagt der 21-jährige Noetzel. »Es ist für die Jugendlichen total cool mit so hochwertigem Equipment zu arbeiten. Man sieht die funkelnden Augen bei denen und das ist klasse.«
Und dann ist er da dieser magische Moment, auf den sie alle hingearbeitet haben. Auf den Bildschirmen laufen die Videos der Foto- und Filme-Macher, unterlegt von den Sounds aus dem DJ-Workshop. Das Resultat ist auch für die erfahrenen Referenten beeindruckend. »Wenn du erlebst, wie die Jugendlichen aus sich herausgehen – dieser Moment ist ein Geschenk«, schwärmt Robert Neumann. Pfarrer Thomas Vesterling aus Weferlingen ist begeistert, »wie die anfangs schüchternen Sängerinnen Selbstbewusstsein entwickeln.« Zum Abschluss stehen 80 Leute auf der Bühne. »Die Musik ist Geschenk und Gelegenheit für die Kirche, die Menschen abzuholen«, sagt Superintendent Uwe Jauch begeistert. »Das war zu Bachs Zeiten so, zu Mozarts Zeiten und ist heute mit Rockmusik genauso.«
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