Paradies im Sperrgebiet
Bad Colberg: Vor der Wende nur mit einer Sondererlaubnis erreichbar, zieht der Kurort
im südlichen Thüringen heute zahlreiche Gäste an.
Mit der restaurierten Kirche St. Katharina ist er nun um ein Glanzstück reicher.
Von Uta Schäfer
Bad Colberg dürfte der unbekannteste Kurort Thüringens sein. Wer den ausge-wiesenen Weg von der A 73 nimmt, kommt zunächst im Freistaat Bayern an und greift irritiert zur Landkarte. Der malerische Ort ist Coburg viel näher als Hildburghausen. Diese Halbinsellage im äußersten Süden prägte und ließ während der Zeit der innerdeutschen Teilung das Leben anders gehen und hinterließ Narben. Unmittelbar hinter einigen Häusern verlief die Selbstschussanlage der Grenze.
Wunderschön ist hier die Landschaft. Kurbetrieb gibt es seit 1910. Die moderne Terrassentherme der Median-Klinik mit ihren warmen Mineralquellen bietet Badefreude für jedermann. Einige der schmucken Fachwerkhäuser haben Ferienwohnungen, und das Deutsche Burgenmuseum auf der Veste Heldburg (2016 eröffnet) sorgt für überregionale Aufmerksamkeit.
Seit dem vergangenen Wochenende hat sich nun ganz offiziell ein weiteres lohnendes Ziel hinzugesellt: die St. Katharina Kirche in Bad Colberg. Superintendent Johannes Haak nannte sie in seiner Festpredigt am 29. September zum Abschluss der Restaurierungsarbeiten ein »Paradies von sieben mal neun Metern«. Aus der Wegkapelle, erstmalig 1528 erwähnt, wird im 17. und 18. Jahrhundert eine kleine Kirche, mal zu den Hennebergern gehörend, mal zu den Wettinern, aber immer wertgeschätztes Gotteshaus einer lebendigen Gemeinde.
Uwe Voit, Kirchenältester seit 2007, fasst es so zusammen: »Unsere Eigenständigkeit ist uns wichtig, damit wir über unser Gemeindeleben auch selbst bestimmen können.« 80 der 127 Einwohner gehören zur evangelischen Kirchengemeinde, Ort und Kirche sind eng verbunden und ehrenamtliche Arbeit ist selbstverständlich. Die permanente Mobilität erschwere jede Organisation, doch die Heimatverbundenheit bleibe. Die Kirmes wird beispielsweise mit allem Drum und Dran gefeiert, es gibt immer ein Krippenspiel, meist auch ein Osterspiel und Feiertage ohne Gottesdienst sind undenkbar.
Seit Pfarrerin Sylvia Graf von Heldburg her sieben Gemeinden zu versorgen hat, ist nur noch aller vier Wochen regulärer Gottesdienst. Dass die Kirche an den Wochenenden geöffnet und mit frischen Blumen geschmückt wird, ist Herzensangelegenheit von Marga Müller und Rosa Ameiß-Becker. »Wo Gottes Wort gepredigt wird, muss der Anblick auch würdig und passend sein«, so ihre Meinung.
Das Engagement der Gemeinde für ihre Kirche schätzt auch Ingo Kronacher vom Kirchenkreis Hildburghausen-Eisfeld. Er half bei der Vorbereitung und Organisation der Kirchenrestaurierung. »Wenn Gemeinden sich kümmern, bin ich gern dabei und unterstütze.« Die ersten restauratorischen Untersuchungen liefen 2007 an, 2014 folgte die Fertigstellung der Bauhülle und zwei Jahre später die Innenrestaurierung, für die gut 27 000 Euro zusammengetragen werden mussten. Geholfen haben neben kirchlichen und staatlichen Stellen auch viele Einzelspender. Zu ihnen gehört jetzt auch Lothar Hoffmann. Der Tierarzt aus Heldburg überraschte die Gemeinde am Einweihungstag spontan mit 700 Euro. Er wolle damit als Jagdpächter den Colbergern für ihr Vertrauen danken und helfen, Kirchen als »Zeichen unseres Glaubens und unserer Lebensart« zu erhalten.
Autor:Online-Redaktion |
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