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Eine andere Qualität

Christoph Radbruch | Foto:  epd-bild

Der Arbeitsrechtler Jacob Joussen glaubt, dass mit dem Urteil des Europäischen Gerichtshofs Kirchen ein wenig mehr zu einem normalen Arbeitgeber würden. Dem Vorsitzenden des Deutschen Evangelischen Krankenhausverbandes (DEKV) und Vorsteher der Pfeifferschen Stiftungen in Magdeburg, Christoph Radbruch, liegt das christliche Profil am Herzen.

Sollten Patienten, die ein konfessionelles Krankenhaus betreten, die kirchliche Trägerschaft auf den ersten Blick erkennen?
Radbruch:
Unbedingt! Es ist ja so, dass Räume »mitpredigen«, und die Gestaltung auch etwas über den Geist aussagt, der in den Räumen herrscht. Wenn ein Patient auf dem Weg von der Aufnahme zur Station an einer Krankenhauskapelle vorbeigeht, erahnt er etwas davon, dass in diesem Krankenhaus nicht nur der Körper repariert wird, sondern der ganze Mensch in den Blick kommt – selbst wenn er gar nicht vorhat, diesen Raum zu nutzen.

Was ist für ein christliches Krankenhaus grundlegend bestimmend?
Radbruch:
Beispielsweise ist die Krankenhausseelsorge für ein diakonisches Krankenhaus konstitutiv. Für das evangelische Profil ist es uninteressant, dass es auch in privaten und öffentlich-rechtlichen Krankenhäusern diese Angebote gibt, natürlich auch gute Medizin und Pflege. Dabei gilt, dass evangelische Krankenhäuser als Praxistest für die Kirche gelebter Glaube mitten im Alltag sind – und damit ist diakonisches Handeln auch verwechselbar. Genauso wie nur durch die Deutung des Glaubens in Jesus von Nazareth Gott zu erkennen ist, kann auch das Diakonische im fachlichen Handeln der Mitarbeitenden nur durch Deutung als diakonisch identifiziert werden.

Was erwarten Sie von den Klinikbeschäftigten, die keine Nähe zur Kirche haben?
Radbruch:
Ich erwarte von allen Mitarbeitenden, dass sie das durch das christliche Menschenbild begründete Leitbild ihres Krankenhauses in ihrem Arbeitsalltag jeden Tag aufs Neue umsetzen. Ob dies aufgrund einer durch den christlichen Glauben motivierten Haltung geschieht oder aufgrund einer beispielsweise eher humanistisch motivierten Haltung, ist im konkreten Arbeitsalltag dann nicht so wichtig. Ich erwarte auch, dass die Mitarbeitenden den spirituellen Bedürfnissen der Patientinnen und Patienten und deren An- und Zugehörigen gegenüber offen sind. Ebenso erwarte ich, dass alle Mitarbeitenden sich regelmäßig den ethischen Fragen ihres Berufsalltages stellen.

Was wiederum können diese von ihrem kirchlichen Arbeitgeber erwarten?
Radbruch:
Die Mitarbeitenden finden bei ihrem kirchlichen Arbeitgeber einen sicheren und attraktiven Arbeitsplatz. Das christliche, ganzheitliche Menschenbild gilt ja auch für Mitarbeitende. Der Krankenhausseelsorger ist nicht nur für die Patienten, sondern auch für die Sorgen und Nöte der Beschäftigten zuständig. Neben dem Angebot von Andachten und Gottesdiensten gibt es in vielen kirchlichen Krankenhäusern besondere spirituelle Angebote für Mitarbeitende.

Werden die diakonischen Träger in ihrem Bemühen um ein christliches Profil ausreichend von den Landeskirchen und der EKD unterstützt?
Radbruch:
Ich wünschte mir, dass die Verantwortlichen in den Landeskirchen und der EKD ihre Verantwortung als Besitzer der diakonischen Krankenhäuser wahrnehmen würden. Schön wäre, wenn das kirchliche Profil auch durch die Kirche mitfinanziert wird. Zur Zeit ist es leider so, dass die kirchliche Seelsorge in diakonischen Häusern weitgehend von diesen selber finanziert wird, während in den öffentlich-rechtlichen und privaten Häusern die verfasste Kirche einen nicht unerheblichen Teil der Kosten für die Seelsorge trägt.

Die Fragen stellte Markus Jantzer.

Autor:

Online-Redaktion

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