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Selbstvertrauen ist gut – Gottvertrauen ist besser

Wir liegen vor dir mit unserm Gebet und vertrauen nicht auf unsre Gerechtigkeit, sondern auf deine große Barmherzigkeit.
Daniel 9, Vers 18

Von Giselher Quast

Der Weihnachtsfestkreis mit der Epiphaniaszeit liegt hinter uns. Was bleibt? »Alles hat seine Zeit« (Prediger 3,1), auch die Feste und das Feiern. Der Alltag des Kirchenjahres hat uns wieder. Und Alltag heißt Arbeit, Engagement, Tätigsein. So sehr wir die Feierzeit und freie Zeit auch genießen, gibt uns der Alltag doch unsere eigentliche Bestätigung: das Gebrauchtsein, die Anerkennung, die Selbstverwirklichung, den Erfolg. Aber das Weihnachtsfest wie das ganze Kirchenjahr erinnert uns daran, dass unser Leben, unser Erlöstsein, unsere Zukunft nicht in unseren eigenen Kräften liegt, nicht alltäglich, nicht Ergebnis unserer Bemühungen ist, sondern reines Geschenk, Gnade, Barmherzigkeit! Unsere Weihnachtsgeschenke waren ein kleiner Widerschein dieser großen Gnade: alles umsonst, aus lauter Liebe, unverdient!
Wohin wir mit unseren eigenen Kräften kommen, zeigt die gesellschaftliche, politische und globale Gegenwart deutlich genug. Und im Privaten sieht es oft nicht viel verheißungsvoller aus. Deswegen liegen wir »vor dir mit unserm Gebet und vertrauen nicht auf unsre Gerechtigkeit, sondern auf deine große Barmherzigkeit«. Selbstvertrauen ist gut – Gottvertrauen ist besser.
Die gegenwärtige Entwicklung hin zum Selbstvertrauen der Protestbürger, die zwar wenig politische Kultur und Einsicht haben, dafür aber die Macht der Masse erkennen, das Selbstbewusstsein von Politikern, die jetzt Drohung, Egoismus und Geschäft an die Stelle des Wohles aller setzen, spricht Bände über den Verfall des Gottvertrauens. »Wir aber vertrauen auf deine große Barmherzigkeit.«
Wir, das sind Menschen, die keineswegs sich selber nichts zutrauen, aber deren Motivation nicht aus der Machbarkeit der Dinge kommt, sondern aus der Kraft, die Gott gibt – unverdient, umsonst, aus lauter Liebe. An der Gerechtigkeit scheitern wir mit schöner Regelmäßigkeit. An der Barmherzigkeit können wir nur wachsen – hin zu Kräften, die nicht resignieren, und zu einer Dankbarkeit, die alles gibt.

Autor:

Kirchenzeitungsredaktion EKM Süd

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