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EKD-Synode
Slackline: Kirche sucht Balance

EKD-Ratsvorsitzende Annette Kurschuss bei ihrem Bericht | Foto: Willi Wild
  • EKD-Ratsvorsitzende Annette Kurschuss bei ihrem Bericht
  • Foto: Willi Wild
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Um die Situation der evangelischen Kirche zu beschreiben,
wählt eine ihrer höchsten Vertreterinnen das Bild einer Slackline.
Das ist ein gurtähnliches Sportgerät, das man zwischen
zwei Bäume spannt, um darauf zu balancieren. Die Line wackelt
gewaltig. Meist fällt man herunter, bevor man den nächsten Baum
erreicht. Selten tut man sich dabei wirklich weh, weil Slacken in der
Regel eine Gemeinschaftsaktion ist. Es ist meist jemand da, der einen
auffängt. So in etwa will die Präses der Synode der Evangelischen
Kirche in Deutschland (EKD) auch ihre Kirche verstanden wissen, als
«Halt in aller Unsicherheit», so formuliert es Anna-Nicole Heinrich.

Seit einem Jahr ist Annette Kurschus die höchste Repräsentantin der
19,7 Millionen deutschen Protestanten. Vor ihrer Wahl hatte die
evangelische Kirche gerade einen umfangreichen Reformprozess
beschlossen. Fragen nach der eigenen Relevanz bestimmten nahezu jede
Synodentagung.

Kurschus will nun einen anderen Akzent setzen. Die Frage, wozu die
Kirche gebraucht werde, «stellt eine Falle», sagte sie in ihrem
Bericht vor der Synode. «Sie verführt dazu, permanent um unsere
eigene Relevanz zu kreiseln», warnte die westfälische Präses. Die
evangelische Theologin sprach sich dafür aus, sich aus «vertrauten
Denkmustern» und «bewährten Traditionen» hinauszubewegen. «Ins Tiefe»
will sie sich wagen, sagte sie. Auch das klingt ein bisschen nach
Slackline.

Vor wenigen Tagen hatte Kurschus mit einem Appell für Gespräche
über einen Waffenstillstand in der Ukraine für Aufsehen gesorgt. Der
frühere ukrainische Botschafter in Deutschland, Andrij Melnyk, hatte
sie dafür scharf kritisiert. Kurschus bekräftigte unbeirrt
ihre Haltung. Diplomatische Bemühungen, um einen Waffenstillstand zu
ermöglichen, müssten zwingend hinzukommen zur Solidarität mit der
Ukraine und deren militärischer Unterstützung. Letztere stellt
Kurschus nicht infrage, anders als der EKD-Friedensbeauftragte
Friedrich Kramer, der sein Nein zu Waffenlieferungen am Sonntag
nochmals bekräftigte.

An einem hochaktuellen und kontroversen Thema mangelt es der
Synode in Magdeburg damit nicht. Auch ein besonderer Gast wird
erwartet: Die Synode hat die Klimaaktivistin Aimée van Baalen
eingeladen. Sie ist Vertreterin der Bewegung «Letzte Generation», die
mit Straßenblockaden, Farbattacken auf Parteizentralen und
Lebensmittelwürfe auf Kunstwerke für Schlagzeilen und Kritik sorgt.
Kurschus deutete zudem an, dass sie und andere Vertreterinnen und
Vertreter der Kirche bei einer in Magdeburg angekündigten
Demonstration gegen die Energiepolitik der Bundesregierung das
Gespräch suchen wollen.

Statt nur über Relevanz zu reden, wollen die
Spitzenrepräsentantinnen der Kirche bei der Synode in Magdeburg auch
Relevanz beweisen. «Wir werden gebraucht als Institution», betonte
Kurschus vor den 128 Synodalen. Auch deshalb, so kann man sie
verstehen, muss sich die Kirche reformieren und entwickeln - oder,
wenn man es mit den Worten der Präses Heinrich sagt: «fortbewegen,
selbst wenn die Slackline unter uns wackelt».

epd - Corinna Buschow

# epd-Service

Autor:

Willi Wild

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