Luthers Wort in neuem Licht
Künstler Ingo Bracke erleuchtet Halle beim Kirchentag auf dem Weg
Von Claudia Crodel
Ingo Bracke ist begeistert von der halleschen Marktkirche, von der Wirkung des sakralen Raums, seiner Höhe und dem großartigen, spätgotischen Deckengewölbe. Der international arbeitende Künstler hat die Kirche besonders in Augenschein genommen, denn dort wird er mit einer Live-Performance zum Kirchentag auf dem Weg Halle-Eisleben aufwarten.
In den späten Abendstunden am
27. Mai wird er nach dem Gospelkonzert auf dem Hallmarkt und dem Abendgebet die Marktkirche außen und innen in ein besonderes Licht tauchen und mit dazu beitragen, dass das Erlebnis Kirchentag auf dem Weg bei den Gästen unvergesslich bleibt, ehe sie nach Wittenberg weiterreisen. Der 44-Jährige, der Architektur in Barcelona, Innenarchitektur in Hannover, Medienkunst in Saarbrücken sowie Bühnenbild und Lichtdesign in Dresden studierte, kommt mit seinem Projekt »luthERleuchtet« in die Saalestadt.
Mit fünf solcher Lichtkunstaktionen rückte Bracke bereits 2015 in fünf Lutherstätten die Bibel ins Licht der öffentlichen Aufmerksamkeit. »Es ist nur konsequent, dass er nach Eisleben, Wittenberg, Torgau, Erfurt und Eisenach nun auch mit seiner Performance in die Stadt Halle kommt, in deren Marienbibliothek sich handschriftliche Zeugnisse des Reformators in der heiligen Schrift finden lassen«, sagt Torsten Bau, Sprecher des Kirchenkreises Halle-Saalkreis.
Ingo Bracke, der sich viel mit szenischer Kunst beschäftigt, hat eine besondere Affinität zu Video- und Lichtarbeiten. Seine erste Videoarbeit war eine Installation am Loreley-Felsen zu dem bekannten Gedicht von Heinrich Heine. »Meine Arbeiten sind sehr intellektuell und spirituell, aber man kann total einfach einen Zugang dazu finden«, erklärt er. Sein stärkster Kritiker sei sein fünfjähriger Sohn. Wenn er etwas nicht gut fände, sei das Anlass für den Künstler, es noch einmal anders zu machen.
In Halles zentraler Kirche wird Ingo Bracke am 27. Mai eine besondere Atmosphäre mit Licht, Klang und Bewegung zaubern. Ab 22 Uhr bietet er zwanzigminütige Aufführungen an.
In den Mittelpunkt wird Luthers Wort gestellt. Das ist dann bereits außen an der Marktkirche erkennbar, wo Gedanken der reformatorischen Ideen in Deutsch und Latein auf die Wände des sakralen Baus projeziert werden. Im Innenraum wird ein Farbkosmos in Kreuzform entwickelt. Dazu erklingt klassische Musik sehr verschiedener Komponisten, die aber immer auf Luthers berühmten Lied »Ein feste Burg …« basiert. Der Künstler versucht, Luther nicht nur als Kopfmenschen herüberzubringen, sondern auch als Gefühlsmenschen. Die Wahrnehmung mit dem Herzen ist Bracke wichtig. »Der Zuschauer sitzt in Bilderwelten. Das wirkt wie eine mediale Oper«, beschreibt der Künstler seine Arbeit.
Die Videos spielt er live von der Orgelempore der Marktkirche ein. Bracke, der nicht nur Lichtdesigner, sondern immer auch Theatermensch ist, verspricht, dass jede der Aufführungen anders wird. »Ich improvisiere, ähnlich wie bei einem Jazzkonzert«, erklärt er.
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