Pfarrer auf Fresko
Von Michael von Hintzenstern
Auf dem Fresko an der Wand einer orthodoxen Kirche in Rumänien als evangelischer Theologe in Lebensgröße dargestellt zu werden, zeugt von herzlicher Verbundenheit und großer Dankbarkeit. Sie galt dem kürzlich verstorbenen Pfarrer Axel Beyer (80) in Großengottern (Kirchenkreis Mühlhausen).
»Lange vor der Wende schon organisierte Axel Beyer jährliche Aktionen der Rumänienhilfe«, heißt es in einer Würdigung. »Diese liefen auch nach seinem Ausscheiden aus dem Pfarrdienst weiter.« Er setzte sich mit Rat und Tat für den Neubau einer rumänisch-orthodoxen Kirche in Campulung Moldovenesc ein, wofür ihm die Ehrenbürgerschaft der Stadt an der Moldau verliehen wurde.
In Leipzig als Sohn des Pfarrers Alexander Beyer geboren, besuchte er die Thomasschule und studierte von 1957 bis 1962 an der Universität der Messestadt Theologie und Kunstgeschichte. Nach dem Vikariat in Arnstadt und der Ordination in Eisenach trat er 1963 seine erste Pfarrstelle in Casekirchen (Kreis Naumburg) an. 1973 erfolgte seine Berufung als wissenschaftlich-theologischer Mitarbeiter an die »Lutherhalle« in Wittenberg. Er betätigte sich bis 1976 journalistisch in Wittenberg, Berlin, Prag und Bukarest, im Museumsbereich, in der Öffentlichkeitsarbeit der Lutherstadt Wittenberg und am Volkstheater Rostock.
Weitere Pfarrstellen führten ihn nach Ramsla, Altenburg und Großengottern, wo er von 1983 bis 1998 seine letzten Dienstjahre verbrachte. Hier setzte er sich nachhaltig für die Restaurierung der Trost-Orgel in der St.-Walpurgis-Kirche und der Hesse-Orgel in St. Martini ein.
»Das größte Hindernis war natürlich die finanzielle Seite. Für die Trost-Orgel mussten Hunderttausende aufgebracht werden, um sie in ihrer Ursprungsform erklingen zu lassen. Auch diese Hürde wusste er zu meistern und fand einen Orgelfreund aus dem Rheinland, der als Sponsor dem Vorhaben zur endgültigen Realisierung verhalf.« So konnte 1997 die Trost-Orgel wieder eingeweiht werden. Ein Jahr später folgte ihr die Hesse-Orgel.
»Vater Axel«, wie ihn die Menschen in Moldovenesc nennen, hat mehr als 30 Jahre die Ärmsten der Armen durch Hilfstransporte unterstützt, die er mit der Kirchengemeinde und seiner Frau Ilselott durchführte. Er organisierte und begleitete auch die Anlieferung von 6 000 farbigen Creaton-Dachziegeln persönlich, die seither die neue Kirche zieren.
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