MARTHA UND MARIA
Dank sei Euch, Ihr beiden Schwestern ...

- "Christus im Haus von Maria und Martha" von Johann Friedrich Overbeck
- hochgeladen von Matthias Schollmeyer
Martha und Maria heißen zwei Frauen, die Jesus in ihr Haus aufnehmen und beherbergen. Grundsätzlich gibt es zwei Seiten von „Beherbergung”. Bei der ersten empfängt der Gast irgendein Gut - etwa Essen, Trinken oder Schlafstelle. Die andere Beherbergung ist jene, welche den Wirt etwas empfangen lässt. Übernachtungsgeld, Lohn oder die Miete. Und - das darf man nicht vergessen - die vorübergehende Gesellschaft mit dem Gast. Von diesen beiden unterschiedlichen Dingen aus dem Umkreis des Beherbergungswesens erzählt der heutige Predigttext. Und die vorübergehende Gesellschaft mit dem Gast ist wohl als das Besondere anzusehen …
„… Martha, Martha, du hast viel Sorge und Mühe. Eins aber ist not. Maria hat das gute Teil erwählt; das soll nicht von ihr genommen werden.”
Das ist der Spitzensatz des kleinen Textes, in dem Wesentliches knapp umrissen uns in Küche des Hauses der beiden so verschiedenen Schwestern entführt. Wir bedauern Martha. Ihr Name bedeutet übersetzt soviel wie „Herrin.” Sie ist zwar die Herrin des Hauses, aber scheint zugleich ausgeschlossen zu sein von dem, was ihr Haus bietet, als Jesus zu Besuch kam. Immer wieder schaut Martha interessiert aus der Küche um die Ecke und hört wohl auch, wie Jesus ihrer Schwester Maria die „Theorie über den universalen Zusammenhang von Allem mit Allem entwickelt”. Früher nannte man das Gott … Aber ihr Zeug auf dem Herd brennt gleich an. Deshalb muss sie zurück in die Küche und fühlt sich irgendwann - überfordert und vor allem benachteiligt. „Maria soll mir doch bitte schön helfen, zum Donnerwetter.” Die schaffende Martha will auch was vom Jesus haben - nicht nur die hörende Schwester. Das fordert Martha nun ein, bei Jesus. Martha scheint zu wissen, dass ihre Schwester Maria es irgendwie richtig macht. Maria hört zu und kümmert sich in diesem Augenblick um nichts …
Die heutige Kultur hat das „Gemeinsame Kochen” erfunden. Kochen ist heute in erster Linie nicht mehr Dienen, sondern sehr oft gemeinsam ausgeübte Kommunikation, zu der man einander einlädt. Kücheninseln und Cerankochfelder mit Induktionstechnik machen viel möglich. Gewürze aus aller Herren Länder werden gemeinsam ausprobiert und dabei wird über das Wahlergebnis diskutiert und über den Sinn des Sinns, den man früher mit dem Namen Gottes bezeichnet hat. Die große wertige Küche, in der man nicht mehr schuften muss, sondern sich darstellen und genießen kann, ist zum Lebensmittelpunkt der modernen Hipster-Generation und aller möglichen Patchworkfamilien geworden. Robert Habeck hat das im Wahlkampf mit seinem "Küchentisch-Slogan" aufzunehmen versucht. Wenn es seiner Partei auch nicht anderes außer Kopfschütteln gebracht haben mag - der Küchentisch ist tatsächlich das Zentralmöbel eines funktionierenden Gemeinwesens. Maria sitzt dort mit Jesus und es geht um Alles ...
„Marta, Marta, du hast viel Sorge und Mühe“, entgegnet Jesus, als Martha ihn auffordert, etwas gegen Marias Gelassenheit zu unternehmen. Jesus gibt der schaffenden Schwester Martha pietätvoll zu verstehen, wie wichtig zwar ihre Aufgabe ist, aber eben auch, dass Maria die Prioritäten für sich heute nicht falsch, sondern sehr richtig gesetzt hat.
Honig, Fisch, Lamm, Salz, Wein, Steine - Brot und das Wort. Das sind alles Dinge, die in der Küche bereitet und dann genossen werden. Die Bibel schreibt viel davon. Gottes Wort sei süßer als Honig, singt ein Psalmlied. Am Ufer brät Jesus nach seiner Auferstehung Fisch und genießt ihn mit Honig. Das Lamm isst man vor dem Durchzug durch das Schilfmeer, als es unter großen Gefahren in die Freiheit ging. Salz - „Ihr seid das Salz der Welt,” meint Jesus zu den Christen. Einmal soll er Steine in Brot verwandeln und in Folge dessen die Weltherrschaft an sich reißen. Macht er aber nicht. Er verwandelt anlässlich einer Hochzeit zwar Wasser in Wein aber sagt auch, dass der Mensch nicht vom Brot allein lebt, sondern von einem jeden Wort, dass aus Gottes Mund hervor geht. Und - damit sei er selber das Brot des Lebens und stiftet uns deshalb die Eucharistiefeier am Abend seines Leidens.
Nicht nur hier in Südthüringen kann man oft auf den zahllosen Plakaten zu wieder irgend einem „Event” lesen: „Für das leibliche Wohl ist gesorgt!” Und für das geistige wohl nicht? Hoffentlich doch! Nun, die Kirche sorgt für das geistige Wohl. Sie versucht es jeden Sonntag neu. Und holt die alten Geschichten aus dem Heiligen Schrein der Bibel hervor, verliest sie deutlich und laut und ohne Angst auf dem öffentlichen Lehrplatz der Kommune - das ist die Kanzel in den Kirche! Die Kirche redet davon und stellt dann die „Brote aus Wort” ehrfürchtig wieder zurück an ihren geschützten Ort. Maria setzt sich dazu - und lauscht diesem Wort. Martha macht es ihr möglich. Wir sollten den beiden Schwestern dafür danken. Ihr Bruder Lazarus darf von den Toten auferstehen - das ist zwar eine andere dieser Heiligen Geschichten, aber hat sicherlich damit zu tun ...
Jedenfalls gilt: Wir sind am Ende nicht nur das, was wir essen, sondern wir werden auch zu dem, was wir gern hören und womit wir uns gedanklich beschäftigen lassen. Heißt es im dritten Gebot nicht: Du sollst den Feiertag heiligen? Was bedeutet das? Martin Luther hat es mit seinen Worten so erklärt: "Wir sollen Gott über alle Dinge fürchten, lieben und vertrauen, dass wir die Predigt und sein Wort nicht verachten, sondern gerne hören und lernen.”
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