das Geheimnis von „gock hie, gock hie"
Leberecht Gottlieb (115. Teil )

Leberecht vor seiner Deportation in die Bleibergwerke von Workuta. Neben ihm Ludmilla Tainawitschkowa …
  • Leberecht vor seiner Deportation in die Bleibergwerke von Workuta. Neben ihm Ludmilla Tainawitschkowa …
  • hochgeladen von Matthias Schollmeyer

115. Kapitel, in welchem wir das Geheimnis des "gock hie, gock hie" kennenlernen und auch  Frau Offizierska Ludmilla Tainawitschkowa. Leberecht ist in die Fänge des Russischen Geheimdienstes geraten. So kann es eben zugehen auf dieser Welt. Keine Angst, - Leberecht verzagt nicht. Und der Leser? Wir werden es sehen ...

Leberecht Gottlieb las und las - bis die Tür von außen aufgeschlossen wurde und eine Frau den Raum betrat. Diese Frau trug eine eng anliegende Uniform - Farbe Grün. Es war dieses unwirkliche Waldgrün, mit dem auch die russischen Militärfarzeuge angestrichen gewesen waren. Ein Graugrün mit Anteilen von Schwarz und etwas anderem noch, was Leberecht zu identifizieren aber schwer fiel. Die Frau hatte allerdings kein Militärkäppi auf - und Leberecht meinte, sie schon irgendwo einmal gesehen zu haben. Der Mund war perfekt geschminkt - mit einem knalligen Krapprot und die Fingernägel ebenso. Das Weib stellte sich mit Namen vor - Ludmilla Tainawitschkowa. Auf den Schulterklappen ihrer Unifomjacke glänzten keine goldenen Sterne - da war sie wohl so etwas wie eine Oberfähnrich - старший прапорщик. Die Frau sprach das scharfe Deutsch kompromissloser Soldatinnen, wie wir es noch aus dem dreiteiligen Russenfilm BEFREIUNG kennen, dessen Teile Leberecht als adoleszierender Gymnasiast seinerzeit alle bei Kurt Globnich im Staatsbürgerkundeunterricht auf der Erweiterten Oberschule zu Meißen hatte anschauen müssen. Die Frau schien die Zeit, welche sie nicht bei politischen Weiterbildungen sitzend zuzubringen hatte, auch nicht an Fitnessgeräten sich vertreiben zu müssen, denn sie wirkte keineswegs so, wie eine der ehemaligen Kugelstoßerinnen aus jener Ära, in welcher die Sowjetunion noch eine gewaltige Supermacht glaubhaft dargestellt hatte und noch nicht zu einer nur begrenzt gefährlichen Regionalmacht herabgesunken war - Stichwort: Tankstelle mit Atombomben. Das alles und noch viel mehr ging Leberecht durch den Kopf, als er von den Pegidaniederschriften des Erzoberarchivars von Skriptomania aufschaute und seinen prüfenden Blick über die erschienene Offizierska wandern ließ.

Die Frau schaute den alten Pastor ebenfalls prüfend an und meinte trotz aller freundlichen Akkuratesse, die sie ausstrahlte, in unausweichlich bestimmendem - weil osteuropäisch akzentuierten preußischen Militärdeutsch - „Nu - was meinen! Herr Gottlieb Leberecht. Können etwas sagen dazu? Zu solche Bericht? Wer ist diese Archivar? Was ist Rakete und Zeitgleitermaschinist, wo hingen ihr Kruzifix an Steuerknüppel?”

Leberecht zuckte mit den Achseln und versuchte der Frau Offizierska Ludmilla Tainawitschowa zu verstehen zu geben, dass er überhaupt nicht ein noch aus wisse, und keinesfalls auch, was diese Fragen bedeuten?

Frau Offizierska Ludmilla Tainawitschkowa machte erst ein hübsches, dann ein sehr gestrenges Gesicht und sagte: "Dann sie weiter lesen hier in diese Bericht von Erzoberarchivar und israelische Mossad. Und nehmen alles ernst. Jedes Buchstabe, bitteschön. Sehr, sehr ernst. Sie sind in Gottes Hand jetzt nur und zugleich auch Hand von KGB ist vorhanden. Wenn helfen uns, dann Rettung möglich für alte, alte Mann. Helfen nicht - droht Bleibergwerk in Workuta und Gulag bis zum Ende von Leben und Tod. Guten Abend."
Mit diesem Gruß tauschte sie den bereits von Leberecht durchgearbeiteten Leitzhefter mit einem neuen aus und verschwand lautstark stöckelnd über den harten Betonfußboden durch die blechbeschlagene Tür, in deren Schloss sich ein Schlüssel nach dem Abgang der Offizierska mehrere Male knirschend um die eigene Achse drehte. Leberecht hörte, wie ihre Schritte sich entfernten. Und das klang so: „Gock hie, gock hie, gock hie, gock hie, gock hie“ - eigentlich ganz hübsch. Es klang, wie die Absätze von Frauenschuhen eben klingen, wenn Frauen sich in ihren Schuhen energisch ausschreitend entfernen ...

Leberecht seufzte, empfahl seine Seele Gott und schlug den ihm überlassenen zweiten Hefter auf, welcher etwas dicker zu sein schien als der erste es gewesen war. Dann las der Geistliche weiter. Schwarz auf weiß …

Von den Pegidianern (erster Teil)
Nun ist im Osten ihres vormals stolzen deutschen Landes seit einiger Zeit, wie unsere Reisenden berichten, und auch ich selbst feststellen musste, ein seltsames Volk anzutreffen. Dasselbe kennt fast keine Bücher und seine Sprache ist grob und ungelenk. Eigentlich aber ist es gar keine rechte Sprache, sondern das, was sie dort Sprache heißen würden, wenn sie es könnten, würden wir nur als Rufe oder Schreie bezeichnen müssen. Zwar haben die Leute, von denen ich hier berichten will, manche technische Errungenschaften vorzuweisen (sie kennen Mikrophone, Glühwein und auch das Rad), aber im Großen und Ganzen führen sie doch eher ein ausgemacht unangenehmes Milieu vor, welches keinen Platz in Herders großartiger Aufzählung von den Stimmungen Gottes in den unterschiedlichen Liedern der Völker finden würde. Willkommenheißende Gastfreundschaft etwa ist ihnen das Fremdeste. Sie kennen auch fast kein Erbarmen - und wenn du, lieber Reisender, in ihre Augen blicktest, schauderte es dir. Dieses "Volk" nun nennt sich selbst das Volk von Pegida, - und zu dem Gott, den sie verehren, flehen sie mit dem gleichen Namen, "O, Pegida. Wir sind dein Volk." Kundige Gelehrte bei uns haben herausgefunden, dass die Pegida eine weibliche Gottheit ist (wie auch die Endung ihres Namens auf ā schon vermuten lässt), welcher die Pegianier wirre und wilde Ehrfurcht zollen; sie ist etwa der griechischen Eris, Hybris oder der lateinischen Fama vergleichbar. Diese Pegida nun hat kein lokales Heiligtum, wo sie verehrt würde, hat auch keinen ausgeprägten Priesterkult, sondern wohnt in den Hütten zusammen mit den sie Verehrenden, auch zieht das Weib mit der von ihren Führern aufgebrachten Meute an bestimmten Tagen durch finstere Gassen und setzt sich auf den Straßen schamlos der Betrachtung durch potentielle Sympathisanten aus. Einige Gelehrte behaupten, dass die Pegida, jene sonderbare Göttin, auf besondere Weise in den Sprachlauten der Pegianier, ihres friedlosen Volkes, lebt - und sich von der Darbringung schlechter Redensarten und unflätiger Beschimpfungen anderer nährt und mästet. Die Gläubigen der Pegida verstehen sich untereinander aber sehr gut, und zwar ohne dass sie das Mittel der geordneten Sprache, die sie ja auch nicht kennen, nutzen müssten. Die alles hervorbringende grobe Natur hat ihnen einen vorübergehenden Instinkt eingepflanzt, der eine den anderen erkennen und sie alle miteinander sich verbinden lässt.

Von den Pegidianern - Teil 2
Die Pegidaianer pflegen in ihren Häusern ein eher unauffälliges Leben und zwar in recht kleinen Verhältnissen. Sie sind, jede(r) Einzelne, nicht besonders reich, oft herrscht bei ihnen sogar bedrückende Armut vor. Nicht wenige aus ihrer Schar haben nur gerade das zum Leben, was man braucht, um nicht ohne Scham auf die Straße hinaus oder sogar zum Betteln laufen zu müssen. Ihre Bildung hält sich zumeist in Grenzen, sie haben fraglos jedoch alle irgendeine Schule besucht, - aber dieser Besuch hat wohl nicht so gefruchtet, wie es wünschenswert wäre. Von ihren moderneren Dichtern Schillern oder Göthen wissen sie fast nichts, - höchstens ein paar Brocken wie das "Edel sei der Mensch / hilfreich und gut". Und auch das alte "Wie hältst du's mit der Religion." Dem West-Östlichen Diwan sind sie samt und sonders allerdings vollkommen abhold. Zu Hause haben sie allerlei kleine Privatreliquien in Nischen und Ecken herumstehen, von denen sie sich nicht trennen können und dieses auch gar nicht wollen. Als erstes zu nennen wären die Penaten der Ostdeutschen, die hier bei den Pegidaianern besonders oft vertreten sind und bei Groß und Klein obsessive Beachtung finden. Das sind zum Ersten der bekannte Kobold Pittiplatsch, zum Zweiten aber das sattsam bekannte ebenfalls wie die Pegidaianer stetig schweigende wenn auch wesentlich freundlichere Sandmännchen, welches oft bei den Russen ein und ausgeht. Auch der Fernsehturm aus Berlin (Ost!) müssen genannt werden und die sogenannten Zimmerspringbrunnen. Der Pegidaianer macht sich große und auch berechtigte Sorgen um das, was er Abendland nennt. Der Begriff "Abendland" ist für ihn so etwas wie eine geistig/geistliche Reckstange, an der er verzweifelt seine Art kulturellen Felgaufschwung übt, freilich ohne denselben auch nur annäherungsweise ausführen zu können. Oswald Spenglers gleichnamigen SF-Roman von dem zu erwartenden oder bereits schon geschehenen Untergang des Abendlandes hat der Pegidaianer natürlich nicht gelesen, er weiß noch nicht einmal, dass es dieses Buch eines Bernburger Privatgelehrten überhaupt gibt. Läse er in diesen Seiten irgendwann doch, was würde wohl geschehen? Wir wissen es nicht.
Der Kunst des Gesanges ganz und gar unkundig, lädt man bei denen von Pegida gern einmal zu großen Gesangskundgebungen ein, etwa zum Absingen christlicher Weihnachtslieder auf Opernplätzen ostdeutscher Metropolen. Hier ist, lieber Reisender, große Vorsicht geboten. Die Qualität der Darbietungen ist enorm gehörgefährdend, denn die Pegidaianer bevorzugen die komplett-atonale Variante alter Kirchentonarten. Das heute weithin in völlige Vergessenheit geratene Hybrilokrische scheint am ehesten geeignet zu sein, die als ehemalige Volkslieder zu identifizierenden Weisen jener "Sänger" darbieten zu können, denn zumeist bewegen sich die Ton-Intervalle im Abstand kleiner Sekunden voneinander fort bzw. aufeinander zu.

Von den Pegidaianern, Teil Drei
Der Pegidaianer und die Pegidaia (oder Pegidaianerin) sind, fragst du sie abseits jener Menge, zu welcher sie sich zählen, scheu und nicht zur Auskunft bereit. Sie mutmaßen in Allem und Jedem einen Feind oder Aushorcher, die Tagespresse bzw. noch Schlimmeres. Jedoch kannst du, lieber Reisender, das Vertrauen eines dieser seltsamen Wesen gewinnen, wenn du ihre Sitten und Gebräuche teilst und dich auf diese Weise rein äußerlich als einen der Ihren zu erkennen gibst. Dass Einnehmen ihrer Speisen im öffentlichen Raum etwa, das Benützen bestimmter Cigarettensorten und Kaufen von bestimmten Journalen, das Fahren mit bestimmten Automobilen und das Öffnen der afrikanischen Bananenfrucht am Ende, wo dieselbe am Baume festgewachsen war, schenkt dir alsbald das blinde Vertrauen des Pegidamannes und seiner Pegidaia.
Zu den bevorzugten Speisen der Menschengruppe, von der ich berichte, zählt die im Osten ihres Vaterlandes hochgeschätzte Bockwurst, vor allem aber die aus dem Lande der Russen allhier vor Jahrzehnten eingeführte Solianka-Suppe und der schlimme HaSSeröder Biertrunk. Die gebräuchlichen Zeitungen aber sind die BILD und die Junge Welt. Auch haben die Pegidaianer mehr als andere ihre Smartphone-Telephone dabei und ständig in Gebrauch und in Aktion. Viele von den Pegidaianern verbringen ihre freie Zeit in Körperertüchtigungsstudios, wo sie vermittels sogenannter Fitnessaktionen ihre Muskeln bis zum Schwellen und Platzen trainieren. Auch ist unter ihnen sehr beliebt, Teile des Unterschenkels mit Bildern auszustatten, wie wir es sonst nur von den früher primitiv genannten Inselvölkern der Südsee kannten. Das Herumfahren auf laut grollenden Motorrädern ist nur bei den vermögenderen Exemplaren ihrer Spezies zu beobachten. Beteiligst du dich nun an ihren Spielen und Gewohnheiten, schenkt dir der Pegidaianer irgendwann sein volles Vertrauen. Er gesteht dir seine Vorlieben ein und verrät geheime Sehnsüchte. Er lobt auf diese Weise den mit der DDR untergegangenen Arbeiter- und Bauernstaat, erzählt gern Märchen und Abenteuer aus seiner Dienstzeit bei der sowjetbrüderlichen Infanterie, schwärmt vom Gesang der Don-Kosaken und tischt dir seine Sicht von der Welt auf, welche oft mit Hilfe der Interjektionen: "Das war alles gar nicht so übel", "bei Adolf hätte es das nicht gegeben", "mich [sic!] hat auch keiner geholfen" und "der Wessi hat alles kaputt gemacht" dramatisiert werden. Wenn du aber genau hinhörst, wirst du bemerken, dass der Pegidaianer in der Brust doch ein menschenähnliches Herz schlagen hat, und im Kopf ein sehr einfach getaktetes Hirn vorhanden ist - aber dieses Hirn ist eben das Hauptproblem des Pegidaianers, denn er vermag damit komplexere Zusammenhänge nicht mit Hilfe der bei "richtigen" Menschen vorhandenen Gedanken zu ordnen. Daher seine offenkundigen Fehldeutungen etwa politischer Zusammenhänge oder kultureller Besonderheiten, die er ausnahmslos alle als beängstigende Vorkommnisse einschätzt. Die Pegidaias, das sei noch angemerkt, versuchen, die jedem Lebewesen zu eigen kommende Reviersphäre durch das Auftragen besonders intensiver Parfums bei sich selbst enorm zu vergrößern und auszuweiten, bzw. die häufig im Bezug auf sich selbst beargwöhnte Unscheinbarkeit mit Hilfe der Applikation besonders starker Geruchsstoffe auf die Haut wettzumachen. Auch hier sollte der Reisende vorsichtig sein.

Von den Pegidaianern, Teil Vier
Das Volk der Pegidaianer sorgt sich um den Untergang seiner Heimat, die angeblich das "Abendland" sein soll. Da wir uns seit langer Zeit mit dem Aufkommen und Verschwinden von Civilisationen befassen, und einen Überblick darüber haben, was in dieser Hinsicht je möglich aber auch was unmöglich war, ist und sein wird, können wir der Furcht und Sorge derer von Pegida Verständnis entgegenbringen, wenn auch nur mit großem Kopfschütteln und deutlicher Belustigung. Warum? Nun, - das "Abendland" ist ohne die freundliche Religion seines menschlichen Gottes Jesus Christus gar nicht zu denken, eben deshalb, weil es als Land und sozialer Großkörper immer auf der Botschaft dieses jüdischen Mannes beruht hat und beruht. Deshalb spricht man in Fachkreisen auch stets nur vom christlichen Abendland, - nie aber vom Abendland ohne die Prädikation "christlich". Ein Unchristliches Abendland existiert gar nicht, und wenn die Pegidaianer immer nur vom Abendland sprechen, meinen sie damit etwas, was nie existiert hat. Hier nun kommt die mangelnde Bildung des kleinen zumeist ostdeutsch dominierten Völkchens wieder mit ins Spiel. Verdorben und verbogen von mangelhaft ausgebildeten Lehrern aus den Zeiten der sowjetischen Besatzungsära (und vorbereitet schon vom Hitlerismus, einer teutonischen Nebenspielart des russischen Stalinismus), haben die Pegidaleute nie eine richtige Chance gehabt, das, was christliches Abendland heißt, selber erleben zu können und davon zu nutznießen. Desselben Grundes wegen können die meisten von ihnen auch wirklich nicht singen, ebenfalls für die Schönheit des Geistes, der Künste usf. sind sie alle fast nicht ansprechbar und für das Gespräch mit Andersdenkenden gar nicht erreichbar. Also liegt die wirkliche Ursache ihrer Sorge den Untergang betreffend nicht in den heutigentags vielfach aus dem Morgenland Zuwandernden, denen sie aber unbedacht die Schuld an ihrem Desaster zuschieben wollen, sondern bei ihnen selber müssen sie suchen, da sie von der Geschichte selbst offenbar zum Verschwinden ausersehen worden sind, - soviel steht fest - und das wegen ihrer Tölpelhaftigkeit. Sie beklagen sehr unbeholfen den Untergang ihrer selbst und meinen, das Christliche Abendland ginge mit ihnen unter. Dieses aber geht gar nicht unter, sondern rüstet sich eben, die Neuankömmlinge aus einer tatsächlich untergehenden anderen Welt, nämlich aus dem Morgenland, aufzunehmen und die morgenländische Kultur dort, wo sie das noch hat bleiben können (Kultur) in sich einzuschmelzen. Wobei das Christliche Abendland natürlich sich selber verändern werden muss. Denn, - wenn wenig Gold etliche große Brocken Silbers aufnehmen will, muss es, um eine Legierung bilden zu können, vorher sehr heiß werden - und eine brodelnde Schmelze bilden. Kochendes Gold! Anders geht es nicht. In dieser Schmelze nun werden aber gerade die Pegidaianer nicht standhalten können und deshalb tatsächlich untergehen müssen. Denn da sie das Christliche nicht haben kennenlernen können, nicht begreifen wollten oder sogar verabscheuten - wird man von ihnen nicht mehr hören als von den Neandertalern, die zwar da gewesen sind, aber keine große Geschichte haben veranstalten können.

Von den Pegidaianern, Teil Fünf
Die Pegidianer haben sich nie wirklich gefragt, warum so viele orientalische Menschen aus dem Morgenland heute im Christlichen Abendland Zuflucht suchen müssen. Sie meinen, die Neuankömmlinge würden ihnen, den Alteingesessenen, etwas wegnehmen. Sie zählen das auf, wovon sie meinen, dass sie es verlieren würden: Jobs, Rente, Gesundheit und die deutschen blonden Frauen. Schon wenn sie "Jobs" sagen wird deutlich, dass sie selber wohl eigentlich keinen Beruf haben, da sie noch nicht einmal dieses ehrbare Wort benutzen wollen, welches gerade dasjenige bezeichnet, wovon her das Wesen eines jeden Menschen zu weiten Teilen mit bestimmt wird - das ist nämlich seine Berufung. Sie fürchten weiter, dass die Rentenkassen und Sozialtöpfe von den bedürftig Notleidenden geschmälert würden. Dem ist entgegen zu halten, dass diese Töpfe ja für Bedürftige extra eingerichtet worden sind und die Neuankömmlinge, wenn sie eines Tages einer Arbeit nachgehen werden, mithelfen, dieselben wieder zu füllen. Angst vor Mikroben haben die Pegidaleute auch, - aber nur, weil sie sich an ihren Schulunterricht erinnern können, als die Lehrerin ihnen sagte, sie müssten immer fein die Hände waschen. Und nun sind sie darauf stolz, dass sie das nicht vergessen haben, und stolz auch darauf, selber größer zu sein, als Mikroben es sind. Und so könnte man endlos lachend fortfahren ... Nicht das Christliche Abendland geht unter. Sondern viele wollen hierher kommen. Niemand jedoch will in das Morgenland hin, - weil dasselbe eben untergeht und die Angehörigen der dort einmal gewesenen Kultur sich seit Jahrzehnten zerfleischen und die Reste ihrer Kultur unwiderruflich vernichten. Niemand will dorthin! Alle wollen hierher. Dass aber alle hierher wollen, das liegt darin begründet, wie hier noch einigermaßen Frieden herrscht und Wohlstand ist, dort aber Krieg und Armut. Hier Freiheit von religiösem Zwang und Gewaltenteilung, dort jedoch religiöse Indoktrination und Korruption. Hier Trennung von Religion und Staat mit Kritik- und Redefreiheit, Gedankenfreiheit und Fortschritt vom Alten und Bekannten zum Neuen und Verheißungsvollen, bei den Morgenländern jetzt aber leider Kalifat, Willkür und Lobhudelung mittelalterlicher Zustände. In Europa sind Frauen und Männer gleichberechtigt, üben gleiche Ämter aus und schätzen gegenseitig die Kompetenz des anderen Geschlechts. Im Morgenland ist den Frauen Vieles verwehrt und sie führen ein oft unsäglich leidvolles und unerträgliches Leben. Kurzum, - das Morgenland geht dieser Tage unter. Unter gehen im Christlichen Abendland aber ebenfalls die, für welche das freimachende Christentum kein Thema ist, sondern die sich mit Führern zufrieden geben, welche zwar nicht wallende Bärte wie orthodoxe Priester aber eben doch Dreitagebärte tragen. So wie bekannte Skilehrer-Typen aus der Allerletzten Fernseh-Soap. Sei es drum, - das ist alles nichts Neues. Für manche Leute im Christlichen Abendland ist das Christentum schon immer zu anspruchsvoll gewesen und für sie hätte ein einfacher morgenländisch gestrickter autoritärer Führerkult völlig ausgereicht. Das sind diejenigen, welche hier weggehen, um ihren Zorn irgendeinem Dschihad zuzuführen. Der kleine Dschihad aber, der um den Block wandert, findet gerade bei Pegida statt, jeden Montag, wenn die Nacht hereinbricht und die Erinnerung daran kommt, dass man selber zu den Verlierern vehört und es nicht geschafft hat, aus seinem Leben etwas halbwegs Akzeptables zu machen. Hoer nun wieder hülfe das Christentum mit der Rechtfertigungslehre. Aber, - dazu müsste man es kennen!!! Untergehen werden also beide, die Morgenlandfahrer sowohl - als auch jene, die bisher nur um den Block marschieren. Das Christliche Abendland bedauert das.

Von den Pegidaianern, Teil Sechs
Es gibt verschiedene Erzählungen, die das Christliche Abendland zu dem machen, was es ist und bleiben muss. Die eine beschreibt, wie aus dem zerstörten asiatischen Troja geflohene Besiegte (Äneas und die Seinen) im europäischen Italien landen und dort eine zweite Chance bekommen. Sie gründen Rom - und in Folge dessen entsteht der erste Staat, der es verdient, so genannt zu werden. Seitdem muss Europa ein Flecken Land bleiben, wo willige und gute Leute sich retten können dürfen. Das soll doch durch tumbe Toren nicht zerstört werden. Zum anderen kennen alle Völker mindestens eine Variante jener Geschichte, wo ein Gott sich auf einem Floß als Flüchtling verkleidet an das Gestade eines fremden Landes spülen lässt. Oder sich selbst, als von bösen Menschen verfolgtes Kind, unverhofft in der Stadt einstellt und um Hilfe bittet. Denen, die ihm halfen, gab er Gnade. Den anderen? Kennt Pegida diese Traditionen denn nicht, wenn sie schon so traditionsbewusst sich geben? Die Götter sind nun zu Hunderten, Tausenden im Meer umgekommen, an Stacheldrahtzäunen verblutet und was weiß ich nicht noch alles. Waren das alles "nur" Menschen? Ich sorge mich nicht um die Leute von Pegida, nicht um ihre unfähigen und fähigeren Kritiker. Ich sorge mich darum, dass dieses einmal christlich gewordene Abendland von solchen, die es entweder nie verstanden haben, es nicht verstehen oder nicht verstehen wollen, zu Grunde gerichtet wird. Nicht nur durch die, die dort schon lange leben, noch durch die, die seine Zäune zu überwinden trachten und finstere Kanäle graben - sondern besonders durch diejenigen, welche seinen Reichtum mit List und Tücke an sich zu bringen versuchen, indem sie seinen kunstvollen Staat verschwörerisch zerstören.

Deshalb habe ich beim galaktischen Rat nachgesucht und die Erlaubnis von dort endlich erhalten, meine Forschungstätigkeit auf einem andern Planeten fortzusetzen. Nach 5.800 Jahren verlasse ich den mir so lieb gewordenen Planeten Erde und begebe mich von allen unerkannt auf die Heimreise. Meine Papiere lasse ich Euch, meine Aufzeichnungen hinterlasse ich Euch. Mögen die von Pegida und die Christen mit den Anhängern des Propheten ihre Sache allein und ohne mein Zusehen ausfechten. Ich nämlich möchte weder den Untergang der einen noch den der anderen (auch nicht beider Verderben) betrachten müssen. Der Friede des HERRN sei mit den Lesern meiner Botschaft.

---
anderes von Leberecht Gottlieb hier

Autor:

Matthias Schollmeyer

Webseite von Matthias Schollmeyer

Sie möchten diesem Profil folgen?

Verpassen Sie nicht die neuesten Inhalte von diesem Profil: Melden Sie sich an, um neuen Inhalten von Profilen und Orten in Ihrem persönlichen Feed zu folgen.

17 folgen diesem Profil

Sie möchten kommentieren?

Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.

Anzeige

Video einbetten

Es können nur einzelne Videos der jeweiligen Plattformen eingebunden werden, nicht jedoch Playlists, Streams oder Übersichtsseiten.

Abbrechen

Karte einbetten

Abbrechen

Social-Media Link einfügen

Es können nur einzelne Beiträge der jeweiligen Plattformen eingebunden werden, nicht jedoch Übersichtsseiten.

Abbrechen

Code einbetten

Funktionalität des eingebetteten Codes ohne Gewähr. Bitte Einbettungen für Video, Social, Link und Maps mit dem vom System vorgesehenen Einbettungsfuntkionen vornehmen.
Abbrechen

Beitrag oder Bildergalerie einbetten

Abbrechen

Schnappschuss einbetten

Abbrechen

Veranstaltung oder Bildergalerie einbetten

Abbrechen

Sie möchten selbst beitragen?

Melden Sie sich jetzt kostenlos an, um selbst mit eigenen Inhalten beizutragen.