Zöllner und Pharisäer (Lukas 18,9-14)
Evangelium 11. Sonntag nach Trinitatis
Einst sollte Jesus noch erklären,
was „fromm“ sei und was „Heuchelei.“
Das fragten ihn, die andre gern bekehren
und denken von sich selber groß dabei.
Er sprach: „Damit die Andacht sie befreite,
zum Heiligtum des Tempels gingen zwei -
ein Zöllner und ein Pharisäer heute.
Da sprach der Letztere mit lautem Ton:
‚Ich danke Gott, dass niemals ich bereute,
zu werden seines Wortes braver Sohn.
Gehöre nicht zu jener dunklen Meute,
die endlos duscht, verschwendend Gas und Strom.
Ich lass mich turnusmäßig impfen. Heute
stornier die Kreuzfahrt ich - und jeden Fleischverzehr.
Die Fahne für das Gute schwenk ich, Leute!
Und komm nicht her, wo Zöllner kommen her.
Hab für die Dritte Welt ein Geld gespendet
und faste, weil ich’s kann, tagtäglich mehr.
Wenn dann die Welt im Wettersturme endet,
bin ich gewiss, dass Gott mir Hilfe sendet.
Der Zöllner aber stand von fern. Die Augen,
die wollt aufheben er zum Himmel nicht.
Schlug sich an seine Brust in tiefem Glauben
und dacht’: Sei gnädig, Gott, mir im Gericht!‘
Fast weinte er bei solchem stillen Beten -
Bedauern lag auf seinem Angesicht.
Indes den Pharisäer hört trompeten
man bis nach draußen auf den Tempelplatz.
Ob er bereits sich zählt zu den Propheten?
Sein Reden überführt ihn Satz für Satz …’”
Christ schloss: „Der Zöllner wandle still nach Hause,
und trag davon den wahren Seelenschatz.
Des Pharisäers lautes Betgesause
gilt wenig bei den Engeln, nichts vor Gott.
Denn wer sich selbst erhöht in seiner Klause,
der wird erniedrigt aller Welt zum Spott.
Wer sich in Demut neigt, steigt auf zur Höhe.
Das schmeckt - wie nach der Krankheit Kirschkompott.
Nicht, dass ich bei den Pharisäern sehe
euch, meine lieben Jünger, wenn ich gehe!”
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