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Bundeswettbewerb „Demokratisch Handeln“
Thüringer Jugendliche ausgezeichnet

Fünf Schüler und Schülerinnen des Professor‐Fritz‐Hofmann‐Gymnasiums aus Kölleda gehören zu den Preisträgern und Preisträgerinnen des Bundes-Wettbewerbs „Demokratisch Handeln“. Die Ehrung für ihr Projekt „Glocken erzählen Geschichten/Geschichte“ erfolgt in der aktuell stattfindenden digitalen Lernstatt Demokratie. Die Jugendlichen haben sich mit Glocken mit nationalsozialistischen Symbolen beschäftigt und untersucht, wie Bevölkerung und Kirchengemeinden damit umgehen. Anlass dazu war, dass im Einzugs-Bereich der Schule in der Kirche Rettgenstedt eine Glocke mit einem Hakenkreuz hing. Die Glocke wurde mittlerweile abgenommen und es wurde eine neue Glocke gegossen, die die Jugendlichen mit entworfen haben. Außerdem haben sie das Konzept für eine Dauerausstellung erarbeitet, in der die alte Glocke integriert werden soll.

Das Projekt initiierte Dr. Matthias Müller, Pfarrer der evangelischen Regionalgemeinde Kölleda. „Wir wollten die Geschichte der Glocke aufarbeiten. Ich hätte auch selbst recherchieren können, aber ich wollte Andere anregen, sich mit dem Thema zu beschäftigen. Dabei erschien es sinnvoll, junge Leute als Multiplikatoren zu gewinnen, die das Thema Gleichaltrigen viel besser nahebringen können“, erklärt er. „Die Arbeit mit den Jugendlichen hat mir unglaublich viel Spaß gemacht“, so sein Resümee. „Es ging nicht nur darum, sich mit der Vergangenheit zu befassen, sondern durch die intensive Auseinandersetzung war das sicher auch ein wichtiger Biografie-Baustein für die Schüler, und wenn sie dann noch ihre Erfahrungen weitertragen können, haben wir viel gewonnen“, so Müller.

Seiner Ansicht nach gibt es die Tendenz, „Unliebsames aus der Geschichte wegzuschieben und in Museen zu verbannen, so als hätte es sie vor Ort nicht gegeben“. Der für Rettgenstedt zuständige Gemeindekirchenrat der Regionalgemeinde Kölleda habe sich „gegen diese Nivellierung von Geschichte ausgesprochen – die Glocke bleibt da, wo sie war, damit auch kommende Generationen sehen können, was geschehen ist“, sagt Müller.

Die Schüler und Schülerinnen haben sehr umfänglich recherchiert. So gab es Gespräche mit einer Nachfahrin der Glockengießerfamilie, sie haben sich mit dem Glockenguss befasst, durchsuchten das Kirchenarchiv in Ostramondra, erfuhren dabei Wichtiges zum Umgang mit Archivmaterial und begleiteten die baulichen Instandsetzungen am Kirchturm zur Wiederherstellung der Glockenanlage. Ausführlich befassten sie sich auch mit der Geschichte der ehemaligen Glocke der Bergkirche in Tambach-Dietharz mit der Aufschrift „In Treue zum Christus der Deutschen“, die mittlerweile im Eisenacher Lutherhaus ausgestellt ist und durch eine neue Glocke ersetzt wurde.
Außerdem besuchten sie mit Pfarrer Müller die Sonderausstellung des Lutherhauses zur Geschichte des Entjudungsinstitutes.

Hintergrund Wettbewerb „Demokratisch Handeln“:

Mit dem Wettbewerb ruft der Förderverein „Demokratisch Handeln“ Kinder und Jugendliche dazu auf, sich für die Demokratie zu engagieren. Gesucht werden Projekte, in denen sich Kinder und Jugendliche mit eigenen Ideen für demokratische Prozesse in der Gemeinde, in der Schule, in Jugendeinrichtungen oder an anderen Orten einsetzen. www.demokratisch-handeln.de

Autor:

susanne sobko

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