Kanzelrekonstruktion in Bielen
Satte Farben & ein kleines Wunder im Pappkarton

Der Inhalt dieser Kartons - so beschloss man 2016 in Bielen - soll bald wieder als Kanzel in St. Martin-und-Johannes in der Kirche hängen. Und es ist geglückt! | Foto: Kirchbauverein Bielen e.V.
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  • Der Inhalt dieser Kartons - so beschloss man 2016 in Bielen - soll bald wieder als Kanzel in St. Martin-und-Johannes in der Kirche hängen. Und es ist geglückt!
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Es scheint wirklich wie ein kleines Wunder, wenn man sieht, was aus der Kanzel der St. Martin-und-Johannes-Kirche in Bielen wieder geworden ist. In einem Schuppen fand die Kirchengemeinde 2016 ein paar Kartons mit Holzbruchstücken. Anders kann man die mit roher Gewalt zerlegten Einzelteile nicht benennen. In den 80er Jahren sollte die Kirche einen Teilabriss erleben, darum riss man die Kanzel brachial von der Kirchenwand. Zudem wurde sie von den damaligen Beteiligten als naive Bauernkunst eingestuft, die keineswegs erhaltenswert sei.

Kirchbauverein packt an

Ganz anders sah das der Kirchbauverein Bielen e.V.. Bereits zum Reformationsjubiläum hätte man die Kanzel gern wieder an ihrem Platz gesehen. Der Beschluss dazu wurde 2016 gefasst. Doch so einfach ging das nicht. Zuviel war zerstört. Von den Zierelementen war meist nur ein einzelnes übrig. „Gott, sei Dank, war dem so, sonst hätten wir keine Vorlagen für die Rekonstruktion der Kanzel gehabt“, freut sich die Vorsitzende des Gemeindekirchenrates Christina Mitzlaff, trotz aller Trauer. Kurz nach ihrer eigenen Konfirmation hatte man die Kanzel abgebrochen. Ein Ereignis, das sie auch heute noch sichtlich bewegt.
Der Kirchbauverein hat den Wiederaufbau ausschließlich mit privaten Spenden finanziert. „Die Kirchengemeinde hätte dieses Projekt so nicht bewältigen können“, erläutert sie. Viel ist seither geschehen. Der Kanzelaufgang wurde in das Kirchenschiff verlegt. Er führte ursprünglich aus dem Altarraum von hinten her hoch. Doch damit hätte er die heutigen Möglichkeiten der Gottesdienstgestaltung eingeschränkt. In Bielen finden häufig musikalische Gottesdienste mit Chor und auch Theaterstücken statt, da ist es gut, wenn man ausreichend Platz im Altarraum hat. Die Tischlerei Schlegel hat die Treppe nach alten Mustern erarbeitet.

Satte Farben für die Kanzel

An der Kanzel arbeitet derzeit noch Diplomrestauratorin Antje Pohl. Bis zur Kanzelweihe am 2. Juni wird sie jedoch fertig sein. Sie gab der Kanzel ihre ursprüngliche Farbgebung wieder. „Das satte Blau und Orange waren zunächst gewöhnungsbedürftig“, schmunzelt Christina Mitzlaff. „Doch im Barock des 17. Jahrhunderts waren dies ihre Farben. Erst Anfang des 19. Jahrhunderts wurde sie im Klassizismus in den Farben Weiß und Gold übermalt“, ergänzt Karin Kisker. Die Nordhäuserin studierte Kunst und Germanistik, wirkt regelmäßig in der Dichterstädte Sarah Kirsch in Limlingerode und hat ihr Atelier seit 2016 im Bielener Pfarrhaus. Sie freut sich, dass die Kanzel wieder an ihrem Platz ist: „Sie ist Teil der regionalen Kirchengeschichte. Ihre Bauernkunst wird in der künstlerischen Welt als Ausdruck der liebevollen Zuwendung zum Wort Gottes, als Volksnähe, gesehen.“
Hatte man zum Reformationsjubiläum die 4 Evangelisten-Figuren, die die Kanzel heute wieder zieren, nur auf einem Tisch präsentieren können, so werden sie zur Weihe Anfang Juni wieder an ihrem Platz sein. Ein kleines Wunder, wenn man ihre Geschichte kennt. Entsprechend groß wird die Gemeinde die Kanzelweihe am 1./2.6. feiern. Ein Festwochenende für alle Sinne – Geist & Seele, Augen & Ohren, Kulinarischem & Akustischem. Lassen Sie sich überraschen!
Regina Englert

Der Inhalt dieser Kartons - so beschloss man 2016 in Bielen - soll bald wieder als Kanzel in St. Martin-und-Johannes in der Kirche hängen. Und es ist geglückt! | Foto: Kirchbauverein Bielen e.V.
Christina Mitzlaff, Vorsitzende des Gemeindekirchenrates und Mitglied des Kirchbauvereins, freut sich sichtlich über die gelungene Kanzelrekonstruktion. | Foto: Regina Englert
Der Apostel Johannes an der Kanzelrekonstruktion in Bielen - bis 2016 lag er in einem Karton im Schuppen der Kirchengemeinde. Doch dann wurden Gemeinde und Kirchbauverein aktiv. | Foto: Regina Englert
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Regina Englert

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