Kirchenkreis Südharz
Weiche Knie beim "symbadischen" Abschied
Während durch die eine Kirchentür immer noch Gottesdienstbesucher St. Johannis betreten, brummen vor der anderen die Motoren. Eine Maschine nach der anderen parkt vor der Kirchenmauer. Die Biker von Ride for Charity wollen Pfarrer Jochen Lenz überraschen und sich ganz persönlich von ihm verabschieden. Der Plan ist gelungen, die Freude groß. Aus dem Motorradkoffer zaubern sie eine Erinnerung an den letzten Biker-Gottesdienst, den sie hier mit Pfarrer Lenz gefeiert haben. Mit einer Harley rollte er dazu in die Kirche. Heute nicht.
Eigentlich hätte Jochen Lenz gern nur eine kleine Andacht gehabt, ohne so viel Aufhebens um seine Person. Und kurz vor dem Gottesdienst möchte er am liebsten still ins Auto steigen und losfahren. Die Knie sind weich, das Herz schwer. Doch dann kommen die Biker und das Lebewohl nimmt seinen Lauf. Werden wird es alles andere als klein – erwartbar nach 25 Jahren Dienst im Kirchenkreis Südharz. Drei Chöre treten auf und Jochen Lenz greift selbst zur Gitarre. Er hat ein Lied zum Abschied getextet. Eines, das dankt für jede Tasse Kaffee und alles geschenkte Vertrauen, Wünsche mit auf den Weg gibt: „Bleibt Gottes- und Menschenfreunde bis man meint, dass in euren Fenstern das Licht des Segens wärmer scheint....“ Applaus flutet das Gotteshaus.
Dich gibt´s nur einmal
Dieser Song bleibt nicht die einzige Premiere, auch der Gemischte Chor Ellrich hat ein neues Lied in den Notenmappen. „Dich gibt´s nur einmal“, heißt es und erzählt, dass „mit diesem Pfarrer viel Neues gelungen ist, mancher Zweifel bezwungen wurde, und dass da einer geht, mit dem man tanzen und singen kann und der auch für Leid und für Schmerz ein glühendes Herz besitzt“. Zuletzt tanzte man mit ihm beim festlichen Ball durch St. Johannis. Andere folgten Jochen Lenz auf dem Weg des Wandermarathons, den er initiiert hat. Oder sahen an seiner Seite den Kirchturm von Ellrich wieder entstehen. 25 Jahre in einem Kirchenkreis an verschiedenen Wirkungsorten hinterlassen Spuren. Solche wie Karíbu. Den Gospelchor des Kirchenkreises hat Jochen Lenz einst mitgegründet.
Sie gehen später singend voran in den Pfarrgarten, um das große Mitbring-Buffet zu eröffnen. Erst zum Kreiskirchentag Anfang des Monats hat Karíbu in Ellrich auf der Bühne gestanden. Hinterher holten sie sich Rückmeldung vom Pfarrer, wie man denn „so rübergekommen“ sei. Man kennt sich, man schätzt seinen Rat. Und das trifft am Sonntag auf sehr viele zu. Da geht ein Pfarrer und ein Freund, das ist deutlich zu spüren. Es klingt aus jeder Note, die gesungen wird, ist an jedem Handschlag zu sehen. Im Anschluss scheint die Schlange der Menschen, die sich persönlich von ihm und seiner Familie verabschieden möchten, nicht abzureißen. Auch hier hat er für jede und jeden ein stärkendes Wort für die Zukunft. Keine Floskeln, sondern ganz persönliche Worte.
Nachdem Superintendent Andreas Schwarze ihn aus seinem Dienst im Kirchenkreis Südharz entpflichtet hat, wird der „symbadische“ Pfarrer nun Richtung Heimat nach Baden-Württemberg in die Nähe der Eltern ziehen und dort eine Pfarrstelle antreten. Seine Familie braucht ihn jetzt. Da ist es wieder, das offene, glühende Herz.
All die guten Wünsche und der Segen aus dem Südharz werden ihn begleiten und wohl noch lange nachklingen.
Autor:Regina Englert |
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