»Luther! 95 Schätze – 95 Menschen«
Die dritte Nationale Sonderausstellung zum 500. Reformationsjubiläum zeigt in Wittenberg die Entwicklung von Martin Luder zum Reformator Luther und seine Wirkung auf Menschen.
Von Christina Özlem Geisler
Was haben Steve Jobs, Astrid Lindgren und Axel Springer gemeinsam? Alle drei standen in der Nachfolge eines Mannes. Alle drei trugen zur Verbreitung seiner Botschaft bei. Jener Mann ist Martin Luther (1483–1546), im 16. Jahrhundert Mönch, aus heutiger Sicht Reformator.
Intensiv liefen die Vorbereitungen seit Oktober 2014, erzählt Benjamin Hasselhorn. Der Theologe und Historiker ist einer der vier Kuratoren, die in den vergangenen Jahren nach interessanten Figuren aus dem 16. bis 21. Jahrhundert forschten, die in irgendeiner Beziehung zu Luther stehen – und sei es als seine Kritiker. Zu jedem dieser Menschen suchten die Wissenschaftler dann nach einem Gegenstand, der mit der Person verbunden ist, aber zugleich zeigt, was der Mensch mit Martin Luther zu tun hat.
In Anlehnung an die 95 Thesen, die Martin Luther 1517 gegen die Missstände in der katholischen Kirche veröffentlicht hat, gibt es in der Wittenberger Sonderausstellung nun 95 Menschen zu entdecken. Sie sind die Ergebnisse harter Recherche, aber auch »schöne Zufallsfunde«, wie Hasselhorn sie nennt. Unter ihnen sind natürlich solche, die man erwartet wie den Theologen und NS-Widerstandskämpfer Dietrich Bonhoeffer. Oder den Bürgerrechtler Martin Luther King, der 1966 in Chicago Thesen anschlug und sich damit in Kontinuität zu seinem Namenspatron setzte. Zu den eher unerwarteten Menschen zählen womöglich der dänische Filmemacher Lars von Trier oder der norwegische Maler Edvard Munch.
»Zu jeder Person gibt es mindestens ein Exponat«, sagt Hasselhorn. Einen Film, ein Kleidungsstück, Audiomitschnitte, Manuskripte. Unterteilt sind die »95 Menschen« in drei Kapitel, der »Dreiteilung menschlicher Existenz« folgend, die Luther in seiner berühmten Freiheitsschrift aufgestellt hat: der inwendige, auf sich bezogene Mensch, der äußere, wirkende Mensch und der soziale Mensch unter Menschen.
In zwei weiteren Kapiteln geht es um den Reformator selbst. »Wir erzählen anhand von 95 Schätzen aus Luthers Umfeld seinen Weg in die Welt und zur Reformation«, erklärt der Kurator. »So umrunden wir in der Ausstellung ein Mal sein Leben.«
Stefan Rhein, der Direktor der Stiftung Luthergedenkstätten in Sachsen-Anhalt, ist besonders stolz auf einen Brief Luthers vom 31. Oktober 1517, dem heutigen Reformationstag. Diese Leihgabe aus dem Stockholmer Archiv soll der als Luder Geborene zum ersten Mal mit »Luther« unterschrieben haben. »Der 31. Oktober ist also nicht nur ein weltgeschichtliches Ereignis, für Luther selbst war dieser Tag auch ein biografischer Bruch«, sagt Rhein. Den Namen leitete er von dem griechischen Eleutherios, der Freie, ab. »Das zeigt auch, dass Luther die Wichtigkeit dieses Tages erkannt hat«, so Rhein. Im historischen Teil der Ausstellung, in dem Besucher dem Menschen Martin nahekommen sollen, sei dieser Brief ein zentraler Beleg für Luthers Verwandlung vom Mönch zum Reformator.
Und was erfährt man in der Ausstellung nun über Lindgren, Jobs und Springer? Der Zeitungsverleger soll stets ein Büchlein mit Sprüchen seines Vorbildes bei sich gehabt haben und ein Luther-Porträt in seinem Büro. Beim Apple-Gründer und Lutheraner Jobs war die Erfindung des Mac eine Revolutionierung unseres (Arbeits-)Lebens. Sozusagen eine technische Reformation. Und die schwedische Kinderbuchautorin Lindgren »setzt in ihren Büchern dem lutherisch geprägten ländlichen Schweden ein Denkmal«, sagt Kurator Hasselhorn. (epd)
Die Ausstellung ist bis 5. November im Augusteum des Lutherhauses zu sehen.
www.3xhammer.de
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