»Wir sind zu einer Familie geworden«
Partnerschaft verbindet seit 1991 Holzweißig bei Bitterfeld und Santa Clara auf Kuba
Von Thorsten Keßler
Diese Partnerschaft ist in der Evangelischen Kirche in Mitteldeutschland (EKM) sehr selten, wenn nicht sogar einzigartig. Seit 1991 bestehen enge freundschaftliche Kontakte zwischen der Kirchengemeinde Holzweißig bei Bitterfeld und Christen aus Santa Clara auf Kuba. Sprachschwierigkeiten und Mentalitätsunterschieden zum Trotz, sagt Friedhold Steinhoff, stellvertretender Vorsitzender des Gemeindekirchenrats und seit 15 Jahren dabei. »Was in Santa Clara an Warmherzigkeit rüber kommt, vermisst man ein bisschen in unserem kühlen Deutschland.«
Entstanden ist die Kuba-Partnerschaft kurze Zeit nach der friedlichen Revolution. Misael Gorrin, Theologie-Student in der gerade zusammen gebrochenen DDR, sowie die damalige Holzweißiger Pfarrerin Ruth Heyroth waren zusammen mit Uwe Kröber, dem Vorsitzenden des Gemeindekirchenrates, die treibenden Kräfte. Dieses eher zufällige Treffen war die Basis, erinnert sich Uwe Kröber: »Wir Ostkirchen haben zu DDR-Zeiten von Partnerschaften mit den Westkirchen partizipiert. Jetzt, wo wir auch auf der ›reichen Seite‹ standen, wollten wir auch helfen.« Die Partnerschaft macht einen Teil des Gemeindelebens aus. Auf einem Klavier im Gemeinderaum sind Souvenirs drapiert. Zum Gemeindefest hat sich der Arbeitskreis ein Kuba-Quiz ausgedacht. Gegenseitige Besuche gehören ebenfalls zur Partnerschaft. Von Deutschland nach Kuba ist es allerdings einfacher als in die andere Richtung.
»Die Partnerschaft ist für mich überhaupt nicht mehr wegzudenken. Ich frage mich, wie geht es den Leuten in Santa Clara? Was machen sie gerade?« Auch Edith Freitag aus dem Gemeindekirchenrat gehört zu den Kuba-Enthusiasten der ersten Stunde. Zweimal ist die 70-Jährige mit auf die Karibikinsel gereist.
Die Gemeinden besuchen sich regelmäßig. Immer zum runden Jubiläum der Partnerschaft – zuletzt 2016 nach 25 Jahren – fliegt eine größere Gruppe mit Sachspenden im Gepäck nach Kuba. Bettwäsche, Verbandsmaterialien, Waschpulver, ja sogar Fahrräder haben schon den Weg aus Sachsen-Anhalt in die Karibik gefunden.
Politische Fragen spielen bei der Partnerschaft nur eine untergeordnete Rolle. »Die Kubaner beschäftigen existenzielle Dinge«, sagt Uwe Kröber. So betreibt die Kirchengemeinde einen Waschsalon. Und am Sonntag nach dem Gottesdienst werde immer eine Mahlzeit angeboten. »Diese diakonische Arbeit unterstützen wir auch mit Spenden«, schildert Kröber.
Am Wichtigsten aber sind die Freundschaften, die sich über die Jahre gebildet haben, schwärmt Friedhold Steinhoff. »Wir sind in den 25 Jahren zu einer richtig großen Familie geworden. Wenn wir nach Kuba fliegen, ist es wie nach Hause zu kommen.« Zum 30-jährigen Bestehen in drei Jahren wird wieder eine größere Gruppe nach Hause in die Karibik fliegen und Sachspenden nach Santa Clara bringen.
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