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Kalenderblatt
100 Jahre Thüringer Predigerseminar

Angelika Hundertmark | Foto: Susann Eberlein

„…aus dem Zusammenleben in ihm [sollen, Anm.d.Verf.in] sich Freundschaften fürs Leben unter den Kandidaten entwickeln.“
So ist es im Thüringer Kirchenblatt und Kirchlichen Anzeiger 1922 in der Studienordnung für das Thüringer Predigerseminar zu lesen.

Von Angelika G. Hundertmark

Ausbildungszeit prägt – und wenn man dabei mehrere Monate in einem Seminar wohnt, miteinander diskutiert und theologisch ringt, allemal!

Die (zunächst nur männlichen) Kandidaten, später die Vikarinnen und Vikare, Gemeindepädagoginnen und Gemeindepädagogen, lernen einander kennen und schätzen, geraten an Grenzen und suchen nach gemeinsamen Arbeitsgrundlagen.

Nach der Entstehung der Thüringer Evangelischen Kirche 1920 wurde am 15. Mai 1922 das Thüringer Predigerseminar in Eisenach gegründet. Verbunden ist es mit der Hoffnung, nach dem Ersten Weltkrieg den Thüringer Flickenteppich kirchenpolitisch zu überwinden.

In der Studienordnung heißt es weiter: „[Die Thüringer evangelische Kirche, Anm.d.Verf.in] lehnt es ab, Pastorenkirche zu sein, und baut sich von der Gemeinde aus auf, um Volkskirche zu werden.“ Darauf sollen die angehenden Pfarrpersonen vorbereitet werden.

Der erste Rektor wird Martin Saupe. Er bleibt es bis 1934. Unter den Kandidaten wird bereits 1932 eine nationalsozialistische Gesinnung deutlich.

„In der ersten Hälfte der 1990iger Jahre werden ein Problembewusstsein für die besondere Geschichte des Thüringer Predigerseminars 1933-1945 und die Bereitschaft, Verantwortung zu übernehmen, wach. Die zehn Studientage 1994 bis 2006 sind Ausdruck dafür.“, so Michael Dorsch zum notwendigen kritischen Umgang mit dem Erbe der Deutschen Christen.

Er ist Rektor des Thüringer Predigerseminares bis 2007. In seine Amtszeit fällt 1999 der Umzug nach Neudietendorf. Seine unmittelbaren Vorgänger sind Günter Reese (1992-1997), Hermann Lins (1976-1992) und Ernst Koch (1969-1976). Claudia Neumann leitet das Predigerseminar bis zu seiner endgültigen Schließung am 12. April 2008.

Seitdem werden die Vikarinnen und Vikare, Gemeindepädagoginnen und Gemeindepädagogen aus vier Landeskirchen (Evangelische Kirche Anhalts, Evangelischen Kirche Berlin-Brandenburg-schlesische Oberlausitz, Evangelische Kirche in Mitteldeutschland, Evangelisch-Lutherische Landeskirche Sachsens) gemeinsam im Predigerseminar in Wittenberg und zudem in den jeweiligen landeskirchlichen Kursen ausgebildet.

Verbindungen, die ein (Arbeits)Leben lang halten, entstehen dabei noch heute – wie gut! Aus vielen erwachsen sogar Freundschaften.

Die Autorin ist Regionale Studienleitung für den Vorbereitungsdienst in der EKM, Neudietendorf

Autor:

Online-Redaktion

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