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Abseits des Glaubens

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Sie sitzen eng beieinander, falten die Hände. Gemeinsame Gesänge, in die alle lautstark einstimmen, wirken gemeinschaftsstiftend. Rituale verbinden Gleichgesinnte miteinander. Wir sind in der Kirche, denken Sie jetzt vielleicht.

Von Oliver Gierens

Nein, weit gefehlt – wir sind im Fußballstadion. Für nicht wenige Fans ist der Sport zu einer Art Ersatzreligion geworden. Sie glauben an den Fußballgott und an den Sieg der eigenen Mannschaft. Und wenn es im Stadion Spitz auf Knopf steht, falten sie innig die Hände und warten auf das erlösende Tor. Fällt es dann tatsächlich, brechen sie in ekstatischen Jubel aus.

Da wollen evangelische und katholische Kirche natürlich nicht nachstehen, wenn Mitte Juni in Deutschland die Fußball-EM beginnt. Fußballbegeisterte können auf einer Internetseite Ideen und Material für Aktionen und Gottesdienste rund um das Großevent finden. Und es gibt ja auch Parallelen: Stadien werden für manche Fans zu Kathedralen, gar zu Pilgerorten. In einer Prozession mit Vereinsfahne und Fangesängen ziehen sie dorthin.

Manch einer vergleicht sogar den ersten Meistertitel für Bayer Leverkusen in seiner Vereinsgeschichte mit der Auferstehung. Schließlich hatte der Verein bis dahin alle Chancen auf die Meisterschale vergeigt. Da erscheint der unverhoffte Erfolg wie eine Auferweckung.

Doch Fußball ist natürlich keine Religion, auch kein Ersatz dafür. Es ist ein Spiel, das vielen Menschen Spaß und Freude bereitet. Für manche mag dieser Sport sicher sinnstiftend sein. Aber Fußball steht auch für Kommerz und Korruption.

Schön, dass es auch Spieler gibt, die beispielsweise mit dem Kreuzzeichen nach einem gelungenen Torschuss den christlichen Glauben im Stadion bezeugen.

Hintergrund

Angebot der Kirchen zur Fußball-EM
Hannover/Bonn (epd)
– Die beiden großen christlichen Kirchen haben zwei ökumenische Online-Aktionen zur Fußball-Europameisterschaft gestartet: Auf einer gemeinsamen Internetseite könnten Fußballbegeisterte Ideen und Material für Aktionen und Gottesdienste rund um die EM finden. Auf einer weiteren Internetseite könnten Fans Übernachtungsmöglichkeiten anbieten oder suchen. Die Fußball-EM beginnt am 14. Juni und endet am 14. Juli. An den Austragungsorten werde es Gottesdienste geben, hieß es. Die Kirchen wollten «mithelfen, dass Deutschland ein weltoffener, guter Gastgeber der EM ist, dass das Spiel fair bleibt und wir alle dabeibleiben», so der evangelische Sportbeauftragte Thorsten Latzel.

Autor:

Oliver Gierens

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