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Anstand ist gefragt
Von Albrecht Steinhäuser
In der Politik geht’s nicht nur um Wahrheiten, sondern auch um Mehrheiten – keine Frage. Dass dabei Grenzen überschritten worden sind in Thüringen – keine Frage. Und ja – die Glaubwürdigkeit der Demokratie hat Schaden gelitten. Von manchen war das so gewollt, von manchen billigend in Kauf genommen.
Dass viele aufgestanden sind dagegen, ist ein gutes Zeichen. Denn Verantwortung für unser Land, die geht uns alle an. Nicht nur die, die dafür gewählt worden sind. Ärgerlich, dass sich in berechtigte Empörung auch viel Beleidigendes mischt. Menschenverachtendes. Darunter leiden dann auch die, die sich ernsthaft mühen um den Ausgleich widerstreitender Interessen. In der Politik, aber nicht nur dort. Es führt uns alle in fatale Konsequenzen, wenn bei der Suche nach Mehrheiten der Anstand auf der Strecke bleibt, Wahrheit und Wahrhaftigkeit. Und es genügt nicht, mit dem Gestus der Empörung rote Linien zu markieren, die zu überschreiten sich in jedem Fall verbietet.
Politik muss Wege finden, widerstreitende Interessen so aufeinander zu beziehen, dass gutes Miteinander möglich wird in unserer Gesellschaft. Ultimaten sind dafür kaum geeignet. Dafür braucht sie Menschen, die sich engagieren, die sich einbringen in diesen schwierigen Prozess. Dafür braucht sie uns. Und ob Politiker oder nicht: dafür braucht es Anstand. Auf allen Seiten. Es geht nicht nur um Mehrheiten in der Politik. Es geht auch um Wahrheiten. Das aus dem Blick zu verlieren, kann fatale Folgen haben.
Als Kirche sollen wir daran erinnern. Und wir können beten, dass politisch Handelnde die Kraft und Orientierung finden, die für ihr Handeln nötig ist.
Der Autor ist Leiter des Evangelischen Büros in Sachsen-Anhalt.
Autor:Online-Redaktion |
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