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Aus Fehlern lernen

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­Anlässlich des Holo­caustgedenkens stellt sich die Frage, wie die Erinnerung an die NS-Verbrechen nach dem Ableben der letzten Zeitzeugen weitergehen soll.

Von Jens-Christian Wagner

Überlebende haben in der Vergangenheit immer ihre Stimmen erhoben, wenn die Shoah angezweifelt wurde, wenn Antisemitismus oder Rassismus in Erscheinung getreten sind. Sie waren eine Art Schutzschirm für unsere Gesellschaft gegen das Abdriften nach Rechts. Dieser Schutzschirm ist brüchig geworden. Das sieht man aktuell nicht zuletzt an den unsäglichen Gleichsetzungen der Corona-Schutzmaßnahmen mit NS-Verbrechen.

Die Erinnerungskultur hat sich viel zu lange darauf beschränkt zu trauern. Auch wenn es richtig ist, um die Opfer zu trauern, fehlt das Nachdenken darüber, warum diese Menschen überhaupt zu Opfern geworden sind. Das aber heißt, nachzufragen, wer eigentlich die Täter waren, und wie ihre Motivation war – also warum viele mitgemacht haben, und zwar nur in den wenigsten Fällen auf Befehl, und warum es eben keinen breiten Widerstand gegeben hat. Das Regime hat diesen Menschen nämlich Integrationsangebote gemacht, die bereitwillig angenommen wurden. Das emotionale Angebot, dazuzugehören zum Beispiel, dieses Wechselspiel zwischen „Die“ und „Wir“.

Wenn man sich diese Faktoren anschaut, dann stellt man fest, dass das gar nicht genuin nationalsozialistisch ist. Diese Faktoren entfalten auch heute noch ihre Wirkung. Man denke an die AfD, die unter dem Stichwort „solidarischer Patriotismus“ die alte Volksgemeinschaftsideologie in neuen Schläuchen präsentiert. Hier könnten wir Aktualitätsbezüge jenseits falscher historischer Analogien herstellen.

Der Autor ist Historiker und Leiter der Gedenkstätte Buchenwald.  

Jens-Christian Wagner | Foto: Peter Hansen, Gedenkstätte Buchenwald
Autor:

Online-Redaktion

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