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Neuerscheinung Basis Bibel
Brückenschlag zum Heute

Foto: DBG

Wie gehen Bibelübersetzer vor? Was macht die Arbeit so knifflig? Am 21. Januar erscheint die Komplettausgabe der "Basis Bibel", einer neuen Bibelübersetzung. Nicole Marten hat mit dem Generalsekretär der Deutschen Bibelgesellschaft (DBG), Christoph Rösel, gesprochen. 

Wie kam es zu der Idee, eine neue Bibelübersetzung aufzulegen?
Christoph Rösel:
Die Pläne gehen zurück auf das Jahr 2003. Damals war das Jahr der Bibel. Die ursprüngliche Idee war, die "Gute Nachricht Bibel" mit zusätzlichen Seiten neu aufzulegen. Das wurde mit verschiedenen Jugendverbänden besprochen. Ergebnis war, dass die vorliegenden Bibelübersetzungen nicht mehr so gut geeignet sind für Jugendliche von heute. So kam es zu einem neuen Konzept.
Nachdem das Neue Testament übersetzt war, haben wir uns dennoch gefragt, ob wir die restliche Bibel auch noch übersetzen wollen. Immerhin ist das Alte Testament ein ganz schöner „Brocken“. Doch das Neue Testament wurde so gut angenommen, dass wir weitergemacht haben.

Gibt es in Deutschland nicht genug Bibelübersetzungen?
In Deutschland hat die Bibelübersetzung seit Martin Luther eine große Bedeutung für die Kultur. Aber die Sprache wandelt sich, die Zielgruppen auch. Jemand hat einmal gesagt: „Martin Luther hat den Leuten aufs Maul geschaut – wir müssen ihnen aufs Smartphone schauen.“

Wie geht man vor bei einer komplett neuen Bibelübersetzung?
Zuerst muss man entscheiden, ob die Übersetzung nahe am Urtext bleiben oder eine zeitgenössische Sprache haben soll. Das ist nicht ganz einfach, denn es gibt innerhalb der Bibel ganz verschiedene Text-sorten. Die wiederum erfordern ganz unterschiedliche Herangehensweisen; man kann nicht auf alle Texte von Genesis bis Offenbarung dasselbe Schema anwenden. Aber man kann Schwerpunkte formulieren.
Am Urtext orientieren sich alle deutschen Bibelübersetzungen. Die Fragen sind eher: Wie stark soll die neue Übersetzung den Formalien im Ausgangstext entsprechen? Wie stark soll der Satzbau aus dem Urtext beibehalten werden? Wie dicht bleibt man an bestimmten Begriffen dran? Wie stark haben wir die Wirkung beim Leser im Blick?

Können sie ein Beispiel nennen?
Martin Luther übersetzte zum Beispiel „Siehe, ich verkündige euch große Freude“, aber eigentlich hätte es richtigerweise „Sehet“ heißen müssen. Luther übernimmt hier eine Form, die aufs Griechische und auch aufs Hebräische zurückgeht. Heute haben wir uns so an den Wortlaut gewöhnt, dass wir das gar nicht mehr merken.

Wie haben Sie das bei der "Basis Bibel" gelöst?
Sie hat ein ganz eigenes Profil gefunden. So legt sie besonderen Wert auf kurze Sätze. Dazu wurde deren Struktur, die sie im Urtext haben, umgebaut. Aber bestimmte Begriffe bleiben. Die "Gute Nachricht Bibel" spielt im Römerbrief beispielsweise mit den Begriffen „Glaube“ und „Vertrauen“. Die beiden Worte wechseln sich ab oder werden kombiniert. Die "Basis Bibel" hingegen bleibt beim Wort „Glaube“, weil das ein tragender Begriff dieses Briefes ist. Ergänzend gibt es Anmerkungen in der Seitenspalte oder – in der Digital-Ausgabe – einen Link. Dort wird auf die Begriffe eingegangen.

Wie ist das weitere Vorgehen, wenn die Grundsätze geklärt sind?
Dann gibt es ein festes Verfahren: Zunächst wird aus der Ursprache übersetzt. Dann folgt eine germanistische Redaktion. Als dritter Schritt kommen Testleserrunden hinzu, 1200 Menschen waren in dieser Phase an der "Basis Bibel" beteiligt. Natürlich hat nicht jeder alles gelesen, der Text wurde aufgeteilt.
Eine Frage war auch: „Wo geraten Sie beim Lesen des Abschnitts ins Stocken?“ In dieser Kontrollgruppe ging es darum, was die Menschen verstehen, wenn sie den Text lesen. Zum Schluss wird die Bibel komplett von Bearbeitern gelesen, außerdem werden die Querverweise darauf hin geprüft, ob sie einheitlich übersetzt wurden.

Ziemlich viel Arbeit …
Zum Glück gibt es dafür eine spezielle Software, die das technisch unterstützt. Dadurch können wir sicherstellen, dass kein Vers fehlt. Wir können Vergleiche anstellen, Änderungen nachverfolgen und sehen, wie konsistent übersetzt wurde. Die Digitalisierung macht eine hohe Qualität möglich, für die früher viel mehr Aufwand betrieben werden musste.

Wie einigt man sich denn auf eine Linie beim Übersetzen?

An manchen Stellen wird sehr intensiv diskutiert. Manchmal entscheidet ein Übersetzer, manchmal die germanistische Redaktion. Es gibt häufig nicht ein ganz eindeutiges Richtig oder Falsch. Im Deutschen haben wir beispielsweise eine klare Struktur mit exakten Zeitstufen. Das ist im Hebräischen nicht immer so. Deshalb entstehen Bedeutungs-Nuancen, über die man streiten kann. Für die Übersetzung muss irgendwann eine Entscheidung getroffen werden. Wer die Ursprachen nicht spricht, kann verschiedene Übersetzungen vergleichen, um Nuancen auf die Spur zu kommen.

Wie gravierend sind die Bedeutungsunterschiede?

Nehmen wir das Ende von Psalm 23. Der Wortlaut „Ich werde bleiben im Hause des Herrn immerdar“ ist uns aus der Lutherbibel geläufig. Eine andere Übersetzungsmöglichkeit ist „Ich werde zurückkehren ins Haus des Herrn.“ Das Ziel bleibt gleich: ein dauerhaftes Leben in der Gegenwart Gottes.
Die Bedeutungsunterschiede sind hier nicht gegensätzlich. Aber es gibt auch Unterschiede, die sich nicht ganz auflösen lassen. Beim Neuen Testament, das auf Griechisch geschrieben wurde, ist das etwas einfacher, weil wir auch viele andere griechische Texte vorliegen haben. Die Sprache ist insgesamt besser erschlossen. Beim Hebräischen gibt es außer dem Alten Testament kaum weitere Texte, das macht es manchmal etwas schwieriger, den Sinn eindeutig zu erschließen.

Welche Teile der "Basis Bibel" haben Sie bearbeitet?
Ich habe Teile des Ezechiel-Buches übersetzt. Außerdem war ich bei der Schlussdurchsicht dabei, vor allem bei den Prophetenbüchern.

Autor:

Online-Redaktion

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