Zusammen wachsen
Dank für Ernte und Einheit
Tag der Deutschen Einheit : Das Bundesland, das dem Bundesrat vorsteht, richtet im Jahr der Präsidentschaft die Feierlichkeiten um den Feiertag aus. In Erfurt wird es vom 1. bis 3. Oktober ein Bürgerfest geben, an dem auch die Kirchen maßgeblich mitwirken.
Von Willi Wild
Wir wollen die Kirchen aufmachen“, freut sich der Superintendent des Erfurter Kirchenkreises, Senior Matthias Rein. In mindestens 15 evangelischen und katholischen Innenstadtkirchen werden nicht nur die Türen geöffnet, sondern wird ein vielfältiges Programm angeboten. Die Intention sei es, so Rein, Menschen zu Gottesdiensten einzuladen, die aus Thüringen und dem gesamten Bundesgebiet zum Bürgerfest in die Landeshauptstadt kommen.
Das Programm am Sonnabend beginnt mit einer sinnlichen Führung durch das Augustinerkloster und andere Lutherorte. In der Predigerkirche werden in einem Theaterstück „Gemüsepredigten“ gehalten. Der Sonntag steht ganz im Zeichen von Erntedank. In 14 Kirchen werden Erntedank-Gottesdienste gefeiert. Ökumenisch geht es im Augustinerkloster zu. Beim Landeserntedankfest in Kooperation mit dem Bauernverband gibt es einen Gottesdienst unter Mitwirkung von Landesbischof Friedrich Kramer und seinem katholischen Amtsbruder Ulrich Neymeyr. Auch „Glaube+Heimat“ wird mit einem Stand vertreten sein.
An einem besonderen Ort feiert diesmal die Kirchengemeinde Martini Luther Erntedank-Gottesdienst: Da derzeit die Lutherkirche wegen Sanierungsarbeiten gesperrt ist, wird das Atrium der Stadtwerke zum temporären Gotteshaus umfunktioniert. Nachmittags und abends laden die Erfurter Kirchen zu Konzerten und Vorträgen ein. Zudem werden Gesprächsrunden zum politischen Engagement vor 1989 und heute angeboten. Im Augusti-nerkloster liest der Leiter der Evangelischen Stadtakademie Andreas Fincke aus seiner Stasiakte.
Am Montag, dem eigentlichen „Tag der Deutschen Einheit“, begegnen sich der katholische und der evangelische Bischof erneut. Im Erfurter Dom wird ein ökumenischer Gottesdienst unter dem Motto „Zusammenwachsen, um zusammen zu wachsen“ gefeiert. Die Predigt hält Landesbischof Friedrich Kramer über den Text aus Matthäus 13, die Verse 24 bis 30 (das Gleichnis „Vom Unkraut unter dem Weizen“). Im Eingangsteil des Gottesdienstes werden Vertreter der abrahamitischen Religionen ein Grußwort sprechen. Für die Jüdische Landesgemeinde wird ihr Vorsitzender Reinhard Schramm sprechen. Die islamischen Gemeinden vertritt die Muslima Nour Alzubi aus Gera. Die Studentin flüchtete 2015 aus Syrien.
Auch die große gesellschaftliche Gruppe der Menschen, die keiner Religionsgemeinschaft angehören, sollen berücksichtigt werden. Der Journalist und Vorsitzende der Thüringer Goethegesellschaft, Bernd Kemter, wird die „vielen humanistisch gesinnten Menschen hier in Thüringen und in Deutschland, die keiner Konfession angehören“ in seinem Grußwort vertreten.
Zum Thema des Gottesdienstes, das in Anlehnung an das Motto der Thüringer Ratspräsidentschaft „ZusammenWachsen“ gewählt wurde, werden unterschiedliche Stimmen zu Wort kommen. Der Bürgerbeauftragte des Freistaats, Kurt Herzberg, hat eine besondere Beziehung zum 3. Oktober. Vor 30 Jahren gaben er und seine Frau Marion sich das Ja-Wort. Der Unternehmer Gerald Ullrich wird seine Ost-West-Geschichte zum Besten geben.
Da bei dem Gottesdienst und dem sich anschließenden Festakt im Theater die fünf obersten Verfassungsorgane der Bundesrepublik anwesend sein werden, gilt die höchste Sicherheitsstufe in diesem Bereich der Innenstadt. Darum sind im Dom nur geladene Gäste zugelassen. Das ZDF überträgt den Gottesdienst, der Festakt wird von der ARD ausgestrahlt. Wer gern vor Ort am Feiertag einen ökumenischen Gottesdienst besuchen möchte, hat dazu in der Kaufmannskirche Gelegenheit. Der evangelische Kirchenkreis feiert hier zusammen mit katholischen Gemeinden und dem evangelischen Dekanat Mainz einen Festgottesdienst, musikalisch umrahmt von zwei Gospelchören.
In der Kaufmannskirche wird es am Nachmittag auch ein Podium geben, bei dem Erfahrungen aus der 40-jährigen Ost-West-Partnerschaft mit den Städten Mainz und Wetzlar ausgetauscht werden. Abschluss des ökumenischen Kirchenprogramms soll am Mittwoch nach dem „Tag der Deutschen Einheit“ ein Gottesdienst mit anschließendem Gespräch der Generationen sein. Dabei soll an den „doppelten Gottesdienst“ am 7. Oktober 1989 erinnert werden, mit dem sich Schüler des Ratsgymnasiums in einem Projekt beschäftigt haben. Dazu werden Ministerpräsident Bodo Ramelow (Linke), Regionalbischof Tobias Schüfer und Zeitzeugen in der Kaufmannskirche erwartet.
Autor:Online-Redaktion |
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