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Das erstarrte Riesenrad

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Das Riesenrad in Prypjat ist zum Wahrzeichen der Stadt geworden. Dabei hat es sich – aufgestellt Ende April 1986 – nie gedreht.

Von Ralf-Uwe Beck

Als der Rummelplatz eröffnet werden sollte, waren die fast 50 000 Einwohner evakuiert. Prypjat liegt nur einen Steinwurf vom Atomkraftwerk Tschernobyl entfernt. Am 26. April 1986, 1.23 Uhr passierte der Super-GAU. Er wird nie enden.

Ich war fünf Jahre später in der verbotenen Zone und in Prypjat. Ich sehe das alles noch vor mir – auch die leukämiekranken Kinder in der Kiewer Klinik, die Mütter, die mit ihnen über Wochen in einem Bett schliefen und die aussahen, als seien sie aus Glas. Für die Nutzung der Atomenergie gibt’s eben ein Restrisiko, hieß es. Gegen diesen Zynismus hat 1994 die Synode der Thüringer Landeskirche ihre Stimme erhoben und beschlossen: „Die Nutzung der Atomenergie ist nicht verantwortbar.“ Das Uran für die sowjetischen Kraftwerke kam auch von hier, aus dem Uranbergbaugebiet um Ronneburg. Das Restrisiko hat vielen Tschernobylkindern, aber auch vielen Wismut-Kumpeln, die an Lungenkrebs erkrankt sind, den Rest gegeben. Und jetzt?

Jetzt will die EU die Atomenergie grün waschen, als nachhaltig einstufen. Und damit soll der Klimawandel bekämpft werden? Das hat damals schon die Synode verneint: „Die Nutzung der Atomenergie ist ungeeignet, den Klimaveränderungen … wirksam zu begegnen.“ In der Geschichte von Sodom und Gomorra warnen die Engel davor, zurückzublicken. Lots Frau schlägt die Warnung in den Wind, schaut zurück und erstarrt zur Salzsäule. Die Atomenergie lässt sich so wenig in Richtung Hoffnung drehen wie das erstarrte Riesenrad in Prypjat.

Der Autor ist Pfarrer und Presse-Verantwortlicher der EKM.  

Ralf-Uwe Beck
Autor:

Online-Redaktion

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