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Die Freiheit nimmt sie sich
Von Angela Stoye
Ab und zu sind Joachim Liebig nach seiner Wahl zum Kirchenpräsidenten Anhalts Hobbypropheten begegnet. Man werde das kleine Anhalt bald abgewickelt haben, so ihre Verheißungen seit 2009. Sie verwiesen dabei gern auf das EKD-Impulspapier „Kirche der Freiheit“ aus dem Jahr 2006. Nach diesem sollte es ab 2030 keine Landeskirchen unter einer Million Mitglieder mehr geben. Auch befreundete Kirchen blicken sorgenvoll auf die kleinste Landeskirche der EKD. Ist doch die Zahl ihrer Mitglieder inzwischen auf knapp unter 30 000 gefallen. Das schmerzt vor allem diejenigen, die sich in Haupt- oder Ehrenamt sehr für ihre Landeskirche einsetzen. Zwei Fragen dürften bei vielen mitschwingen: Wie finden wir neue Wege zu den Menschen? Und gibt es eine Untergrenze für die Eigenständigkeit?
Doch Anhalt wäre nicht Anhalt, wenn es nicht Lösungen suchte, statt angststarr zu verharren. Denn in einem hat das Impulspapier, das in vielen Punkten danebenlag, recht: Veränderungen müssen „von unten“ kommen und nicht „von oben“ verordnet werden. In Anhalt haben seit 2015 Kirchengemeinden und Landessynode mit dem Umbau der Struktur begonnen, um die Landeskirche auch künftig funktionsfähig und eigenständig zu halten. Das entstehende „Verbundsystem“ ist kein „Masterplan“. Es ist ein Versuch, der Zeit braucht. Kritische Fragen, was funktioniert und was nicht, gehören zur Versuchsanordnung. Probleme müssen gemeistert werden. So wie zurzeit die Tatsache, dass zwei neue Mitglieder für den Landeskirchenrat gefunden werden wollen.
Bei der letzten Synodentagung wurde deutlich: Die Synodalen sind stolz auf die Eigenständigkeit ihrer Landeskirche. Und sie werden alles dafür tun, so mein Eindruck, dass sie es bleibt.
Autor:Online-Redaktion |
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