Auswärtiges Amt: Tagung zur Verantwortung der Religionen zeigte auch Probleme auf
Die Religionen und der Friede
In Myanmar herrscht ein Konflikt zwischen der buddhistischen Mehrheitsbevölkerung und den muslimischen Rohingya. In Indien gibt es immer wieder Auseinandersetzungen zwischen radikalen Hindus und Christen. Die Liste religiöser Konflikte in Asien ließe sich noch lange fortsetzen. Das ist ein Grund dafür, dass Bundesaußenminister Heiko Maas und sein finnischer Kollege Timo Soini in der vergangenen Woche zur Tagung »Friedensverantwortung der Religionen« ins Auswärtige Amt in Berlin einluden.
Von Benjamin Lassiwe
»Ich kenne keine Religionsgemeinschaft, die nicht den Anspruch hat, Frieden zu stiften«, sagte der Staatsminister im Auswärtigen Amt, Michael Roth. Doch es gebe eben auch die »dunkle Seite der Religion«: »Wir erleben, dass Terror, Gewalt und Unterdrückung mit religiösen Motiven begründet werden.« Zu den mehr als 70 eingeladenen Religionsführern gehörten neben Muslimen auch Hindus, Buddhisten, Shintoisten und Daoisten.
Inhaltlich ging es um vier Themen: Die Mediation durch Religionsvertreter, das Verhältnis von Religion und Medien, die Friedenserziehung und die Gleichberechtigung der Geschlechter. Und weil es ein erklärtes Ziel des Auswärtigen Amtes war, den Religionsvertretern aus oft nicht friedlichen Regionen dieser Welt einen geschützten Raum zu Gespräch, Begegnung und Debatte zu bieten, fand die Tagung weitgehend unter Ausschluss der Öffentlichkeit statt.
Profitieren konnten alle Beteiligten dabei von der Expertise aus dem hohen Norden. Die finnische Unterstaatsministerin Anne Sipiläinen machte zu Beginn der Konferenz deutlich, dass Mediation schon lange ein Ansatz der finnischen Außenpolitik sei. »Ein dauerhafter Friede erfordert eine weite Bandbreite an Akteuren«, sagte sie. »Anstelle den Staat und die Religionen als inkompatibel darzustellen, sollten wir Möglichkeiten der Kooperation suchen.«
Dass dabei noch längst nicht alle Probleme gelöst sind, machte eine kleine Episode bei der Eröffnung deutlich. Die erste muslimische Hochschulrektorin in der islamischen Welt, Zaleha Kamarudin, sprach sich für eine Demystifizierung der Scharia aus. »Wir schauen auf den Geist und die Seele der Scharia und übersetzen das in etwas, was man leicht verstehen kann.«
Roth dagegen machte deutlich, dass man heute »ein klares Signal« und einen »Konsens« bräuchte, dass »bestimmte Regeln in einer zivilisierten Gesellschaft, die die Rechte und die Würde aller achtet, nicht mehr anwendbar sind«. Ansonsten nämlich werde es in der Gesellschaft schlicht keine Grundakzeptanz der Religionen geben.
Autor:Online-Redaktion |
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