Kommentar
Diese Jugend
Von Harald Krille
Diese Jugend! Wie oft ist dieser Satz zu hören. Selten im Ton der Anerkennung,
zumeist mit Stirnrunzeln und Kopfschütteln. Nun nimmt sich in Würzburg die Synode der Evangelischen Kirche in Deutschland des Themas Jugend an. Denn Jugend und Kirche erweisen sich, auch laut einer in Auftrag gegebenen Studie, als weithin inkompatibel. Das kann freilich fast jede Familie bestätigen, die versucht, ihre pubertierenden Kinder zum Gottesdienstbesuch zu animieren.
Neu ist das nicht. Eine junge Praktikantin in unserer Redaktion hatte in den vergangenen Wochen den Jahrgang 1948 von »Glaube + Heimat« durchforstet. Ihr Resümee zur Feststellung, dass die Kirche die Jugend verliert: »Das Gleiche steht auch schon in den alten Ausgaben.«
Ein Blick in die Geschichte zeigt zudem: Jugend sucht immer eigene Wege und Formen. Und dieses Suchen wurde von der etablierten Gesellschaft immer kritisch gesehen. Das gilt für die »Studentenbewegung« von 1815 – Gründung der »Urburschenschaft« – genauso, wie für die Wandervogelbewegung der 1920er-Jahre. Auch christliche Jugendarbeit etablierte sich oft außerhalb der verfassten Kirche. Siehe die Geschichte des »Christlichen Vereins Junger Männer« (CVJM). Zudem sind es zumeist einzelne Personen, ebenso charismatisch wie umstritten, die den Zugang zu Jugendlichen finden: Ob der legendäre Essener Jugendpfarrer Wilhelm Busch, der sächsische Prediger Theo Lehmann oder heute der von vielen argwöhnisch beäugte Jenaer Jugendpfarrer Lothar König. Eins verbindet sie: Sie hörten und hören Jugendlichen vor allem erst einmal zu.
Nun also Jugend als Synodenthema. Wenn am Ende der eine oder andere zu der Erkenntnis kommt, dass das Schlimmste an der heutigen Jugend die Tatsache ist, dass man selbst nicht mehr dazugehört, ist vielleicht schon viel gewonnen.
Autor:Online-Redaktion |
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