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Ein heißes Eisen

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Kreative Inkubationsphase, so nennen Psychologen den Moment, in dem aus einem Problem eine Lösung keimt. Wäre praktisch, würde sich dieser Reifeprozess am Schreibtisch abspielen.

Von Beatrix Heinrichs

Funktioniert nur leider nicht. Es erwischt uns da, wo wir es am wenigsten erwarten. Beim Bügeln zum Beispiel. So erging es Alice Clark. An einem schönen Tag im Jahr 1945 erdachte sie den Namen für eines der größten amerikanischen Hilfsprogramme der Nachkriegsgeschichte. Die Kreativaufgabe mit nach Hause gebracht hatte ihr Gatte Lincoln. Beschäftigt bei der Nothilfe- und Wiederaufbauverwaltung der Vereinten Nationen, suchte er einen Slogan, mit dem seine Landsleute zu Spenden für die notleidende Bevölkerung in Europa animiert werden könnten. Das heiße Eisen in der Hand, schlug Alice vor, das Ganze "Care" (deutsch: Sorge tragen) zu nennen.

Im Mai vor 75 Jahren kamen die ersten Care-Pakete in Frankreich an. Fast zehn Millionen "Liebesgaben" erreichten zwischen 1946 und 1960 auch Deutschland, gefüllt mit Rindfleisch in Kraftbrühe, gedörrten Aprikosen, Kaffee und Seife. Aus dem "Paketzusteller" von einst ist längst eine weltumspannende Hilfsorganisation geworden. Im vergangenen Jahr war Care International in über 100 Ländern tätig.

Was wir lernen? Erstens: Mit der Abkehr vom Problem läuft man schon auf dessen Lösung zu. Also immer mal Schreibtischpausen einlegen. Und zweitens: Auch wenn vermeintlich "Pfingsten die Geschenke am geringsten" sind – zum Kirchengeburtstag sollten auch wir uns bescheren. Vielleicht mit einer der besten „Liebesgaben“, die es gibt: Zeit – für ein Gebet, ein Gespräch, eine liebe Geste. Das wärmt das Herz wie Dosenrindfleisch in Kraftbrühe.

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Beatrix Heinrichs

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