Wort zur Woche
Einatmen, ausatmen – einfach genial!
Aller Augen warten auf dich, und du gibst ihnen ihre Speise zur rechten Zeit.
Psalm 145, Vers 15
Setzen Sie sich aufrecht hin und entspannen die Schultern. Legen Sie die Hände auf den Bauch. Atmen Sie langsam durch die Nase ein und zählen dabei innerlich bis fünf (idealerweise 5,5 Sekunden). Atmen sie anschließend genauso langsam wieder aus.
Von Katharina Freudenberg
Wiederholen Sie diese Übung zehn Mal. Wie fühlen Sie sich jetzt? Mit jedem Atemzug wird eine Verwandlung angestoßen. Milliarden von Molekülen strömen in unsere Lungen und werden von dort zur Versorgung unserer Organe und Knochen weitergeleitet.
Einatmen. Ausatmen. Dieser grundlegende Rhythmus prägt unser Leben bis zum letzten Atemzug. Ohne Atem kein Leben. Kein Wunder, dass bereits in der Schöpfungsgeschichte der Atem eine zentrale Rolle spielt: Gott formt den Menschen und bläst in seine Nase den Atem des Lebens. So wurde der Mensch eine lebende Seele. Gottes Atem ist also die Grundlage unserer Lebendigkeit. Mit jedem Atemzug nehmen wir nicht nur nährende Stoffe in unseren Körper auf, sondern wir sind auch seelisch verbunden mit unserem Schöpfer.
Daher verwundert es nicht, dass viele Gebetsformen eng verbunden sind mit dem Atem. So werden beim Herzensgebet, das besonders in den Ostkirchen gepflegt wird, bestimmte Worte mit dem Ein- und dem Ausatmen verbunden. Und das lateinische Original des Ave Marias im Rosenkranzgebet ist im Atem-Rhythmus der „kohärenten Atmung“ angelegt. Dieser verlangsamte Atemrhythmus bewirkt nachweislich, dass die Funktionen des Herzens, des Blutkreislaufs und des Nervensystems in einen Gleichklang finden. Damit fällt uns auch der innere Fokus leichter. Ist das nicht genial?
Wenn ich die Atemübung als Unterbrechung meiner Arbeit, beim Warten an der Supermarktkasse oder vor dem Schlafen gehen mache, dann steigt in mir oft Dankbarkeit auf – dafür, dass ich atme, dass mein Körper funktioniert, über ein aufmunterndes Wort in einer E-Mail oder den wohlschmeckenden Kaffee. Da-rüber, wie gut Gott für mich sorgt, auch wenn ich es oft gar nicht bewusst wahrnehme.
Die Autorin ist Pfarrerin auf einer landeskirchlichen Pfarrstelle an der Universität Halle und Referentin bei den Erprobungsräumen der EKM.
Autor:Online-Redaktion |
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