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Familienverband
Erneute Schließung der Schulen verbraucht Ressourcen

Foto: Unsplash/ Ben Wicks

Das Corona-Jahr stellt Familien vor besondere Herausforderungen. Vätern und Müttern mit vier und mehr Kindern jedoch verlangt die Pandemie mit Lockdown, Homeoffice und Kontaktbeschränkungen noch einiges mehr an Organisationstalent und Nerven ab, sagt Katrin Konrad. Bea-trix Heinrichs hat mit der Geschäftsführerin vom Verband kinderreiche Familien Thüringen gesprochen.

Vor welchen Herausforderungen stehen Großfamilien in der Pandemie?
Katrin Konrad:
Wenn Kinder in unterschiedlichen Einrichtungen betreut werden und so unterschiedliche Regelungen in der Familie unter einen Hut gebracht werden müssen, ist das Organisationstalent der Eltern gefordert. Der Wegfall von Unterstützungs- und Hilfssystemen wird, wie im Frühjahr schon, durch sie aufgefangen. Dabei erweisen sich die Familien als gesellschaftlich relevant und belastbar, lassen aber auch mehr Nerven als andere. Eine Sorge, die viele teilen, ist, wieder die Schließung von Kindergärten und Schule zu erleben, während der berufliche Alltag aber weiter stattfindet.

Sind Großfamilien auf diese Situation vorbereitet?
Gerade für einen Unterricht zu Hause sind die Schüler meist nicht ausreichend versorgt. Der finanzielle Spielraum für Eltern, für möglichst jedes Kind einen Laptop anzuschaffen, besteht oft nicht. Leihgeräte gibt es an den Schulen in Thüringen eher selten. Auch die Frage, welche Fördermöglichkeiten für Familien mit Kindern mit körperlicher und geistiger Behinderung bei Schließungen angeboten werden, ist offen.

Inwieweit kann der Verband hier unterstützen?
Zuerst einmal hören wir zu, was Familien aktuell bewegt – und das ist viel! Ein Beispiel sind die Corona-Regelungen. Grundsätzlich sollte sich jeder an die Verordnungen und Gesetze halten. Wenn Familien aber merken, dass die aktuellen Regelungen an ihren Bedürfnissen vorbeigehen oder diese bisher gar nicht berücksichtigen, wäre es gut, sich an den Verband zu wenden. Wir werden uns bei berechtigten Anliegen umgehend mit der Kommune oder den Stellen auf Landesebene in Verbindung setzen, um auf die Situation aufmerksam zu machen und lösungsorientierte Änderungen einzubringen. So arbeitet der Verband im Übrigen seit Jahren, nicht nur zu Zeiten der Pandemie.

Wo konnten Sie konkret Veränderungen erzielen?
Die erste Pandemie-Verordnung in Thüringen zum Beispiel hatte geregelt, die Kontakte auf zwei Haushalte und maximal zehn Personen zu begrenzen. Damit hatte sie nicht die Situation von Großfamilien mit vier und mehr Kindern im Blick. Wir haben in der Öffentlichkeit auf diesen Umstand aufmerksam gemacht und Änderungsvorschläge für die Formulierungen an den entsprechenden Stellen eingebracht. In Zusammenarbeit mit den Mitgliedern des Sozialausschusses im Thüringer Landtag konnte die zweite Verordnung dann dahingehend geändert werden.
Was erwarten Sie von der Politik?
Der Verband fordert von der Politik eine klare Aussage, dass es nicht wieder zu einer kompletten Schließung im Freistaat kommen wird. Diese Botschaft würde für viele Familien die tägliche Flut an Informationen und Änderungen erträglich machen. Zeitlich begrenzte Teilschließungen würden nicht wieder alle Ressourcen der Familien aufbrauchen. Familien, die Hilfe benötigen, denen Regelungen unklar oder für die Anordnungen nicht nachvollziehbar sind, könnten sich an den Verband wenden. Bisher konnten wir noch alle Familien mit unserem Netzwerk zeitnah unterstützen, und so die Sorgen und Ängste von Eltern zumindest etwas eindämmen.

Autor:

Beatrix Heinrichs

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