Kommentiert
Erste Hilfe zur Selbsttötung
Von Willi Wild
Der Lockdown führt dazu, dass Menschen einsam sterben. Die Angehörigen verzweifeln daran, ihre Lieben nicht begleiten zu können. Es sei entwürdigend gewesen, sagte mir ein Betroffener, dass er von seinem Vater nicht Abschied nehmen durfte. Der Pastoralpsychologe Gert Stührmann sieht Trauernde wegen der Corona-Einschränkungen bei Bestattungen auf eine Belastungsprobe gestellt. «Die Kälte des Todes ist verschärft körperlich spürbar geworden.“
Ausgerechnet in dieser Situation, in der Pflegepersonal und Ärzte auf Intensivstationen um das Leben von Covid-19-Erkrankten kämpfen, spricht sich eine Gruppe von namhaften Theologen um den Diakonie-Präsidenten Ulrich Lilje für die Möglichkeit zur Suizidassistenz in diakonischen Einrichtungen aus. Das Bundesverfassungsgericht hatte im Februar 2020 das Verbot der organisierten Hilfe bei der Selbsttötung gekippt.
Der hannoversche Landesbischof Ralf Meister fragt in diesem Zusammenhang allen Ernstes: Warum sollte die Kirche das (die Suizidassistenz) einem Sterbehilfeverein überlassen? Weil im Namen der Kirche kein Leben gewaltsam beendet werden darf, widerspricht ihm Landesbischof Friedrich Kramer vehement. Ein Patient in einer diakonischen Einrichtung müsse sich darauf verlassen können, dass er darin nicht umgebracht wird, so Kramer. Wer Selbsttötung schönrede, lüge sich in die eigene Tasche .
Ich verstehe die Diskussion nicht. Warum glauben Lilje und die anderen Befürworter, dass der assistierte Suizid in kirchlichen Einrichtungen ein anderer, ja, besserer sei? Welches christliche Menschenbild soll hier vermittelt werden? In der Bibel lese ich davon nichts. Wohl aber: Du sollst nicht töten.
Autor:Online-Redaktion |
1 Kommentar
Sie möchten kommentieren?
Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.