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Arbeitsgemeinschaft Christlicher Kirchen
Erzpriester Miron: Russen nicht ausschließen

Foto: epd-bild/Guido Schiefer

Der griechisch-orthodoxe Erzpriester Radu Constantin Miron ist alter und neuer Vorsitzender der Arbeitsgemeinschaft Christlicher Kirchen (ACK) in Deutschland. Mit ihm sprach Benjamin Lassiwe.

Wo steht die Ökumene in Deutschland heute?
Radu Constantin Miron: Als ACK sind wir in den letzten Jahren vor allem von der Erweiterung des ökumenischen Horizonts geprägt. Wir nehmen stärker die HKKs, die „Hierzulande kleinen Kirchen“, in den Blick. Die Freikirchen, die Orthodoxen und die Anglikaner sind alles Kirchen, die landläufig früher nicht ins Augen fielen, wenn es um Ökumene ging oder sich die Kirchen öffentlich äußerten. Dass ein Orthodoxer nun erneut zum Vorsitzenden der ACK gewählt wurde, zeigt ja, dass sich da etwas verändert hat.

Wozu haben Sie sich denn in Wittenberg gemeinsam geäußert?
Wir haben uns zur Ukraine geäußert. In einer einstimmig angenommenen Erklärung haben wir versucht, die Sprache der Wahrheit zu sprechen. Wir haben einstimmig eine Erklärung verabschiedet, wonach eine theologische Rechtfertigung des Krieges in der Ukraine dem Bekenntnis zu Jesus Christus widerspricht. Denn wir stellen bestürzt fest, dass genau das zur Zeit geschieht: Man möchte einen Krieg religiös motivieren. Und damit steht unsere Mitgliederversammlung auch für jene, die diese Wahrheiten nicht aussprechen dürfen oder können: Unsere Glaubensgeschwister in Russland.

Ist denn die Russisch-Orthodoxe Kirche auch Mitglied der ACK?
Die Russisch-Orthodoxe Kirche ist kein eigenständiges Mitglied der ACK. Aber sie gehört der Orthodoxen Bischofskonferenz in Deutschland an und ist als Teil der OBKD Mitglied der ACK. Man könnte es vergleichen mit einer Diözese der katholischen Kirche, die im Rahmen der Mitgliedschaft der Deutschen Bischofskonferenz auch Mitglied der ACK ist. Bei der Russisch-Orthodoxen Kirche ist es allerdings schon seit 2018 so, dass sie keine Delegierten mehr zur OBKD und in die ACK entsendet. Damals kam es zum Streit zwischen Moskau und dem Ökumenischen Patriarchat in Konstantinopel über eine Anerkennung der autokephalen Kirche in der Ukraine. Es ist also die Problematik, die wir jetzt auch im Politischen erleben: Moskau möchte keine ukrainische Nationalkirche, so wie der russische Staat keinen ukrainischen Staat will.

Wie gehen Sie denn hierzulande mit der Russisch-Orthodoxen Kirche um?
Wir bekommen sehr viele Schreiben und Anrufe, die sagen, die ROK müsste aus den ökumenischen Gremien ausgeschlossen werden. Das halten wir für die falsche Methode, nicht nur weil es übergriffig ist, sondern auch weil die Ökumene immer auch das Gespräch, den Dialog und das Vermitteln unterschiedlicher Standpunkte bedeutet. Ganz abgesehen von der Frage, wie die Kirche in Russland sprechen kann, können unsere hiesigen Gesprächspartner zu Austausch und Verständigung beitragen. Ich hüte mich persönlich immer davor, aus dem sicheren Hafen der Freiheit heraus Ratschläge zu geben.

Ein anderes Thema: Eine der Kirchen, die in den letzten Jahren neu den Weg zum Ökumenischen Rat der Kirchen gefunden haben, ist die Neuapostolische Kirche.
Es ist eine der schönen und erfreulichen Entwicklungen, dass sich die Neuapostolische Kirche sehr konkret und sehr effektiv in die Ökumene einbringt. Ich kann nicht beurteilen, wie es innerhalb der NAK aussieht. Aber die Kontakte auf der Bundesebene und der Ebene der regionalen ACKs sind ganz erfreulich und ganz hervorragend. Die Neuapostolische Kirche hat in der ACK nur eine Gaststatus: Aber als Gast ist sie ein ganz treues und aktives Mitglied in der ACK.

Und was ist mit den theologischen Differenzen?
Durch die Veröffentlichung des Katechismus der NAK sind manche Missverständnisse ausgeräumt und manche Klärungsprozesse eingetreten, die eine Annäherung ermöglichen. Es gibt in den Lehren der NAK Sondergut, das den anderen Kirchen neu oder fremd ist, aber ich glaube, wir sind da auf gutem Weg.

Wie blickt denn die ACK auf die Vollversammlung des Ökumenischen Rats der Kirchen im August in Karlsruhe?
Wir haben in Wittenberg einen Vortrag von Marc Witzenbacher, dem Koordinator des Karlsruher Büros,  gehört. Er hat uns den derzeitigen Stand der Vorbereitungen erläutert. Die ACK wird in Karlsruhe vielfältig vertreten sein. Natürlich nicht im Programm der Vollversammlung selbst, die eine riesige Palette von Themen hat. Was man aber draußen im Land wahrnehmen wird, wird der Ökumenische Tag der Schöpfung sein. Ein zentrales Element dabei ist die Beteiligung der ACK: So soll es am 1. September auf dem Karlsruher Schlossplatz einen zentralen Gottesdienst mit einem orthodoxen Prediger geben. Darin werden wir die ganze Bandbreite der Ökumene auch für die Delegierten der Vollversammlung deutlich machen und den deutschen Kirchen die Gelegenheit bieten, in Kontakt mit den Themen und Delegierten der Vollversammlung zu treten.

Autor:

Online-Redaktion

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