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Christen in der DDR
Fall Domaschk: Ramelow appelliert an Gewissen der Ex-Stasi-Leute

Undatiertes Archivfoto von Matthias Domaschk, der vor 30 Jahren in Stasi-Haft gestorben ist | Foto:  epd-bild / Robert-Havemann-Gesellschaft
  • Undatiertes Archivfoto von Matthias Domaschk, der vor 30 Jahren in Stasi-Haft gestorben ist
  • Foto: epd-bild / Robert-Havemann-Gesellschaft
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Die Aufarbeitung des SED-Unrechts ist aus Sicht von Thüringens Ministerpräsident Bodo Ramelow (Linke) noch längst nicht abgeschlossen. Noch immer litten Opfer, Betroffene und Angehörige unter den Folgen systematischer Unterdrückung und Verfolgung, sagte Ramelow am Dienstag vor der Premiere eines Films zum Schicksal des 1981 in Stasi-Haft ums Leben gekommenen Matthias Domaschk dem Evangelischen Pressedienst (epd) in Erfurt. "Viele haben erst jetzt ihre Sprache wiedergefunden oder können sich anderen anvertrauen und ihr Schicksal schildern. Es ist daher unser Auftrag, diesen Menschen auch weiterhin zuzuhören, ihre Anliegen ernst zu nehmen und sie zu unterstützen", erklärte Ramelow.

Bereits nach den ersten Gesprächen der vor vier Jahren eingesetzten Arbeitsgruppe zur Aufklärung des Todes von Matthias Domaschk sei ihm bewusst gewesen, "dass das, was ihm nach seiner Verhaftung aus nichtigem Anlass passierte, jedem in einem Staat passieren konnte, der mit Willkür gegen alles Unangepasste oder auch nur den Wunsch nach mehr persönlicher Freiheit vorging und deshalb in Konsequenz ein Unrechtsstaat war", nahm der Politiker auf den konkreten Fall Bezug.

Matthias Domaschk (Jahrgang 1957), engagierte sich in der Jungen Gemeinde Jena-Stadtmitte. Er hatte unter anderem Kontakte zur Solidarnosc in Danzig und zur Charta 77 in Prag. Auf dem Weg zu einer privaten Geburtstagsfeier in Berlin - wo zeitgleich der zehnte Parteitag der SED stattfand - wurde der damals 23-Jährige nach Gera gebracht. Dort starb er am 12. April 1981 unter ungeklärten Umständen in der Untersuchungshaftanstalt; laut den Stasi-Akten erhängte er sich.

Ramelow würdigte das Wirken der Arbeitsgruppe, die auf Bitten von Domaschks Lebenspartnerin und der gemeinsamen Tochter eingerichtet wurde. Vier Jahre sei in einer "von zunehmendem Vertrauen getragenen Zusammenarbeit" geforscht, diskutiert, bewertet und dokumentiert worden. Der Versuch, mehr Gewissheit zu erlangen und Licht in das Dunkel um den Tod von Matthias Domaschk zu bringen, habe zu einem "Mehr an Überzeugungsgewissheit" geführt. "Es war ein mühsamer und langer Weg, die in den manipulierten Akten angelegte Legende vom Suizid zu widerlegen", fügt er hinzu.

Der Ministerpräsident beklagte, dass es nicht gelungen sei, "die Mauer des Schweigens" von Mitwissern, Mittätern und Tätern zu durchbrechen. Er könne nur immer wieder an das Gewissen dieser Menschen appellieren, ihr Schweigen zu brechen, um damit den Angehörigen und Freunden vom Matthias Domaschk mehr Frieden zu bringen, so Ramelow.

Der Filmemacher Tom Franke hatte die Arbeitsgruppe in den vergangenen vier Jahren mit der Kamera begleitet. "Matthias Domaschk 2.0 - Suizid oder Mord in Stasi-Haft 81?" zeigt die Grenzen der Wahrheitsfindung sowie die Hoffnungen und Enttäuschungen der Beteiligten auf. Der Film setzt sich auch mit dem Tod des engen Freundes von Matthias Domaschk und Arbeitsgruppenmitgliedes Peter "Blase" Rösch im Jahr 2017 auseinander. Mit dem Film wurde in der Erfurter Außenstelle der Stasi-Unterlagenbehörde auch eine gleichnamige Publikation des Historikers Henning Pietzsch vorgestellt.

Dirk Löhr (epd) 

Autor:

Katja Schmidtke

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