Kommentar
Falsches Signal
Von Angela Stoye
Die Stasi-Akten sollen in das Bundesarchiv eingegliedert werden. Über den Zeitrahmen will der Bundestag in dieser Legislaturperiode entscheiden. Durch Bündelung von Technik, Kompetenz und Ressourcen der Stasi-Unterlagenbehörde (BStU) und des Bundesarchivs soll die Zukunft des Stasi-Unterlagen-Archivs langfristig gesichert werden. Investitionen in archivgerechte Lagerung, Digitalisierung und Gebäude könnten in gemeinsamer Anstrengung angegangen werden, heißt es. Einig ist man sich rund drei Jahrzehnte nach der Gründung der BStU auch, dass Bürger und Historiker weiter Akten einsehen können und dies zu verbesserten Bedingungen.
Seit 1992 haben über zwei Millionen Menschen ihr Recht auf Akteneinsicht genutzt. Aber die Zahlen sinken. Gab es im ersten Jahr rund eine halbe Million Anträge, sank ihre Zahl auf knapp 45 000 im Jahr 2018. Die Anträge aus Forschung und Medien lagen in den vergangenen fünf Jahren nahezu gleich bei etwa 1 300 im Jahr.
Umstritten ist allerdings die geplante Reduzierung der Außenstellen auf nur eine in jedem ostdeutschen Bundesland. Ein Schritt, den auch ich als falsches Signal bewerte. Denn erstens lagert mehr als die Hälfte der aufgefundenen Stasi-Unterlagen in den zwölf Außenstellen des BStU. Und zweitens werden dort zwei Drittel aller Anträge auf Akteneinsicht gestellt. Ich finde: Es gibt noch zu viele Menschen, die um ihre Rehabilitierung oder die ihrer Eltern kämpfen. Es ist eben nicht schon so lange her, wie manche meinen. Daher bedarf die Erforschung des Unrechts nicht nur weniger Orte, sondern sollte für Jahre auch weiter in den bisherigen BStU-Außenstellen geschehen. Denn Geschichte, die man getrost ablegen kann, ist die Stasi leider noch lange nicht.
Autor:Online-Redaktion |
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