Bistum Erfurt
Fast 80 Fälle von sexueller Gewalt
Erfurt (epd). Für die Zeit zwischen dem Ende des Zweiten Weltkriegs und der Gründung des katholischen Bistums Erfurt im Jahre 1994 sind 78 Betroffene von sexuellem Missbrauch in Thüringen identifiziert worden. Verantwortlich für die Taten seien insgesamt 54 Täter, davon 25 Kleriker, berichtete die unabhängige Kommission zur Aufklärung der Taten am Dienstag in Erfurt. Insgesamt seien bis heute 338.500 Euro an Anerkennungsleistungen ausgezahlt worden.
Die Vorsitzende der Kommission, Ulrike Brune, geht davon aus, dass es sich bei den identifizierten Fällen nur um einen Bruchteil der tatsächlichen Taten handelt. Das Spektrum reiche von Grenzverletzungen wie einer sexualisierten Sprache oder unangemessenen Berührungen bis hin zu Vergewaltigungen in wenigstens sieben Fällen.
Viele Taten spielten sich in kirchlichen Heimen statt. Aber auch Messdiener oder erwachsene Bewohner in Altenheimen seien Opfer geworden. In einem besonders perfiden Fall habe ein kirchlicher Mitarbeiter seine sexuellen Fantasien dahingehend ausgelebt, dass er seinem Opfer vorgegaukelt habe, eine wissenschaftliche Studie durchzuführen.
Es sei unverzichtbar, dass die kirchlichen Träger ihre Einrichtungen regelmäßig besuchen und mit den Schutzbefohlenen reden, hieß es. Es müssten niederschwellige Strukturen geschaffen werden, die es etwa Jugendlichen leicht machen, ihre Not zum Ausdruck zu bringen.
Die Kommission zur Aufarbeitung des sexuellen Missbrauchs durch Priester und kirchliche Mitarbeiter im Bistum Erfurt wurde 2021 durch Bischof Ulrich Neymeyr eingerichtet. Neben Experten arbeiten auch Betroffene in dem Gremium mit.
Autor:Online-Redaktion |
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