die Maus

Geburtstagsgabe (21)

Auch die Maus hat sich durchgerungen. Sie will ganz ehrlich sein. Wer ihren Brief liest, fällt von einem Staunen in's andere. 

Hört mich an, Ihr Menschen, wer hier durch das Medium der Schrift zu Euch spricht, das ist die Maus. Nicht irgendeine Maus. Sondern „die-Maus-an-Sich“. Ihr dachtet wohl, das gibt es gar nicht? Dinge an sich? Doch, - die gibt es. Genauso, wie es auch den Gott-an-Sich, gibt es auch mich, die Maus. Ich kann Euch sehen. Alle!!! Ich sitze, wenn ihr in den Keller geht, immer links unter der morschen Stufe …
Wir Mäuse sind ein ururaltes Geschlecht. Älter als Ihr Menschen sind wir sowieso. Aber das macht nichts, denn wir sind auch besser. Haben wir schon einmal einen Menschen in einer Falle gefangen? Nein. Oder vergiftet? Nein. Oder im Labor ausprobiert, wie es Euch geht, wenn Ihr 24 mg Strychnin subkutan injiziert bekommt? Nein. - Nein, nein, nein. Das ist der Beweis.

Wir Mäuse haben damals zwar Joseph im Land der Ägypter 1/3 seiner phänomenalen Kornvorräte weggeknuspert. Ja, - gebe ich zu. Aber das ist schon lange her und verjährt. Trotzdem haben wir für das Volk immerhin genug übrig gelassen.
Wir Mäuse sind gut, aber Ihr Menschen habt einen Feldzug gegen uns begonnen. Wir erfreuen Eure Kinder in Gestalt von Chip und Chap im Vormittagsfernsehen und auch nachmittags bei KIKA. Wir sind als Fix und Fax Ritter des Rechts gewesen und geblieben. Wir kommen sogar in der Bibel vor. Lest einmal 1.Samuelis 6,4. Ja, - als goldene Mäuse lösten wir einst die Bundeslade aus. Ihr aber stellt uns mit List und Tücke nach und versucht, uns mit Schweinespeck zu fangen. Wo doch jeder weiß, dass das Schwein ein unreines Tier sein soll, wir aber zu den reinlichen gehören. Skandal!!!

Zum Zeugen rufe ich an Martin Luther, meinen Wittenberger Freund auf der Wartburg. Damals, lange ist es schon her, als meine Familie und ich jene im wilden Thüringer Land gelegene Feste noch beherrschten, weilte auch der Reformator dort. Er versteckte sich daselbst vor denen, die ihm nachstellten und gefangen nehmen wollten. Wir Mäuse sind Meister im Verstecken. Und ich habe ihm, dem Martin (wir sind per Du) beim Verstecken geholfen.
Er übersetzte da oben die Bibel aus der jüdischen Sprache in die der Deutschen. Keine besondere Leistung, denn die Menschen stehen alle miteinander im Bunde. Er hätte unsere Mäusebibel in´s allgemein Menschliche übertragen sollten. Das wäre eine Leistung gewesen. Aber - er war eben auch nur ein Mensch. Heute bereut er seine Verfehlung zwar, - aber jetzt ist es zu spät. Wo der Luther ist? Natürlich dort, wovor er am meisten Angst gehabt hat. In der Hölle - das konntet Ihr Euch sicher selber denken. Die meisten von Euch kommen da ja mal hin. Wir Mäuse wissen das, weil die Hölle unter der Erde ist, und wir klettern da in den Gängen alleweil herum und wissen deshalb, wie es und wer da ist und wer fehlt. Selber haben wir nichts auszustehen. Wir sehen Euch nur zu. Aber das reicht auch schon. So wie jetzt.

Ich habe Martin ein paar Tipps gegeben, als er mit der Übersetzung nicht weiterkam. Ein paar Wortschöpfungen sind von mir. Wir Mäuse haben ein feines Gehör und finden leicht mal das Körnchen, was gerade noch gefehlt hat. Wir Mäuse, - jawohl. Ihr Menschen sprecht immer von Mäuseplage. Wir Mäuse sagen - Menschenplage!

Und dann das mit den Katzen. Unsere Erzfeinde aus Pyramidenzeiten sind Eure Lieblingstiere. Sylvia hat eine Katze, Petra zwei, Martina drei und Rita vier Katzen! Fürch-ter-lich! Aber was schreib ich das hier auf …
Ich will zur Sache kommen: Wir werden die Weltherrschaft an uns reißen. Bald schon. Und sie niemals wieder aus den Händen geben. Verlasst Euch drauf. Keine Gnade für Euch! Die Falle ist gespannt und wartet schon … Was wir als Köder reingetan haben, verraten wir nicht. Die Klugen unter Euch werden es sich sowieso alleine denken können. Aber - auf die hört ja keiner. Und das ist unsere Chance! Zugleich Grund für Euern Untergang. Bis bald …

Pipien XIII. - Mäusekönig

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