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Geistliche Geschwister
Am Sonntag ist Israelsonntag. Er soll an das enge Verhältnis zwischen Christen und Juden erinnern, aber auch an die historische Schuld, die den Juden auch seitens der christlichen Kirchen im Laufe der Jahrhunderte angetan wurde.
Aktuell mag es für manche nicht einfach sein, Solidarität mit dem israelischen Volk zu bekunden. Wenn schon Zehntausende in Jerusalem, Tel Aviv oder Haifa regelmäßig auf die Straße gehen, um gegen die eigene Regierung und insbesondere die rechten Koalitionspartner von Regierungschef Netanjahu zu protestieren, wie schwer fällt es dann hierzulande, die Verbundenheit mit Israel und seinem Volk auszudrücken!
Doch so berechtigt und notwendig die Kritik an der Jerusalemer Regierung sein mag – sie kann absolut kein Grund sein, in der grundsätzlichen Solidarität mit dem jüdischen Staat nachzulassen. Allzu gerne haben seit der Gründung Israels nach dem Zweiten Weltkrieg viele Zeitgenossen vermeintliche "Israelkritik" vorgeschoben, um antisemitische Vorurteile unter der Hand wieder "salonfähig" werden zu lassen, was sie freilich niemals sein kann und darf.
Sicherlich: Die gegenwärtige Regierung macht es ihren Kritikern allzu leicht. Doch im christlich-jüdischen Dialog geht es um mehr: Jesus war Jude. Er ist aus Israel als Gottes auserwähltem Volk hervorgegangen, und dieses Band zwischen Christen und Juden ist unzertrennlich. Von den "älteren Brüdern und Schwestern im Glauben" hat Johannes Paul II. einst in der römischen Synagoge gesprochen.
Unter Geschwistern mag es nicht immer harmonisch zugehen, aber am Ende halten sie doch zusammen. Das sollten wir im Hinblick auf Israel nie aus dem Blick verlieren.
Oliver Gierens
Autor:Oliver Gierens |
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